Neue Platten
: „Holy Happy Hour“: Stockholm Syndrome verteidigen noch ein wenig die Siebziger

Stockholm Syndrome „Holy Happy Hour“ (ulfTone) Konzert 7. 5. Quasimodo

Zuerst das Vorurteil, weil auch das schnell bestätigt sein will: „Holy Happy Hour“ von Stockholm Syndrome (erschienen beim Berliner ulfTone-Label) ist also feister Amirock, ne tolle Scheibe für die Handwerker-Innung. Wie das wohl in Fachzeitschriften wie Guitar Player geschätzt wird, alles super gemacht, bis hinein in die Flamencogitarrenlicks, und dabei wird ganz hemdsärmlig musiziert und noch wirklich geschwitzt. Alles so echt wie das verdiente Bier plus Stones-Platte zum Feierabend … und dann schippert eine Orgel (zu den US-Fachkräften hat sich der Berliner Danny Dziuk gesellt) wie Proud Mary herein und es klingt plötzlich so locker wie bei Ry Cooder, der den Blues eher als Connaisseur kennt und nicht gleich aus jeder Pore schwitzen muss. Wobei Stockholm Syndrome musikalisch doch lieber die Jeans anbehalten. Aber wenn man nicht gerade seine Hipness verteidigen muss, ist das okay so. Weil man ja auf Dauer gar nicht so tun kann, dass diese Musik nur von Männern wie Van Morrison oder Springsteen gemacht werden darf, die man aus irgendwelchen historischen Korrektheitsgründen gut finden mag. So borniert will doch keiner sein, dass er eine schöne 70er-Jahre-Rock-Sozialisation nicht auch schätzen könnte. TM