cdu-gesundheitsreform
: Programm gegen die Wähler

Mehr Eigenbeteiligungen und höhere Zuzahlungen – als Opposition will die CDU nun durchsetzen, was in der Sozialpolitik das Ende ihrer Regierungsära einläutete. Denn auch ihre Wähler lehnen die Teilprivatisierung der Gesundheitsversorgung weitgehend ab. Überhaupt: Die Mehrheit der Deutschen befürwortet einen umfassenden Gesundheitsschutz. Wer sich krank fühlt, soll ohne wirtschaftliche Diskriminierung fachgerecht behandelt werden. Die meisten sind sogar bereit, dafür höhere Kassenbeiträge zu entrichten.

Kommentarvon HARRY KUNZ

Diese Haltung ist vernünftig und weist den Weg für ein effizientes und faires Gesundheitssystem.

Die von den Christdemokraten geforderten Maßnahmen würden hingegen die Ungleichheiten vergrößern. Schon das bisherige Gesundheitswesen verhindert nicht, dass die Chancen sozial ungleich verteilt sind. Krank werden die, die zu wenig Geld haben, um Gesundsheitsrisiken zeitig zu begegnen. Würden die Vorschläge der CDU umgesetzt, müssten die ohnehin Benachteiligten für ihre Gesundheit überproportional mehr ausgeben, die besser Situierten dagegen oft sogar weniger als bisher.

Das CDU-Konzept ist weder zukunftsfähig noch effizient. Es ignoriert die zentrale Herausforderung des Gesundheitswesens in einer alternden Gesellschaft: den Umgang mit chronischen Erkrankungen in den letzten Lebensjahrzehnten. Und es setzt im Kern nur auf akutmedizinische Hilfen. Früherkennung, Gesundheitsförderung und Rehabilitation könnten vom Einzelnen zugunsten von Beitragssenkungen abgewählt werden. Alle Behandlungen wären überdies an eine Kostenbeteiligung des Patienten geknüpft. Von beiden Maßnahmen erhofft man sich zu Recht, dass viele eher auf einen Arztbesuch oder teure Medikamente verzichten.

Dauerhafte Einsparungen resultieren daraus aber nicht: Weniger Prävention und weniger Früherkennung führen nämlich nur dazu, dass der Verlauf von Krankheiten problematischer und damit letztlich teurer wird. Gesundheitsförderung oder Rehabilitation wären hingegen noch stärker von den finanziellen Möglichkeiten des Einzelnen abhängig. Die Gesundheitskosten liefen vollends aus dem Ruder: Statt die problematischen Lebensbedingungen zu verbessern, die bei Armen und Alten zu chronischen Erkrankungen führen, würde die aufwändige Intensivmedizin weiter aufgebläht, die langwierige und teure Behandlungen zur Folge hat.

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