Sehnsucht nach Saddam

Der Widerstand gegen die US-Administration im Irak nimmt kein Ende. Anhänger des gestürzten Diktators reorganisieren sich. US-Verwalter nennt Unsicherheit über Verbleib Saddams Problem

BAGDAD ap/rtr/afp/taz ■ Die Serie tödlicher Angriffe auf US-Soldaten im Irak reißt nicht ab. Gestern starb ein US-Soldat bei einem Anschlag südlich von Bagdad, ein weiterer wurde verletzt. Unbekannte sprengten eine Ölpipeline nordwestlich der irakischen Hauptstadt in die Luft. Dort brach ein Feuer aus. Bei der Pipeline handelt es sich um eine wichtige Verbindung zwischen den Ölfeldern im Norden und Süden des Landes.

Der irakische Widerstand konzentriert sich auf die Region nordwestlich von Bagdad um die Stadt Falludscha. Dort leben vor allem Sunniten. „Freiheit und Demokratie – das brauchen wir nicht“, erklärte der Händler Sami Mehdi aus der Stadt einer taz-Reporterin: „Wir wollen unsere alte Regierung zurück.“ Seit Tagen versuchen die US-Militärs bei Razzien gesuchte Iraker und versteckte Waffen zu finden.

Nach Presseberichten hat sich die von den USA für aufgelöst erklärte Fedajin-Miliz reorganisiert. Andere Angehörige der früheren Elite sollen eine Widerstandsbewegung namens Audah (Die Rückkehr) gegründet haben. Unter den Kämpfern gegen die US-Truppen befinden sich nach einem Bericht der New York Times viele Muslime aus irakischen Nachbarländern, aber auch aus Tschetschenien, Algerien und dem Libanon.

Der US-Zivilverwalter im Irak, Paul Bremer, räumte ein, dass das ungewisse Schicksal von Saddam Hussein die Stabilisierungsbemühungen behindere. Die Unsicherheit über den Verbleib des Exdiktators motiviere seine Anhänger, sagte Bremer. US-Präsident Bush warnte vor weiteren Anschlägen. „Hinter den Attacken“ stünden „gefährliche“ Anhänger der entmachteten Regierung, die „zusammen mit ihren terroristischen Verbündeten“ töten und die alliierten Truppen und unschuldige Iraker einschüchtern wollten, sagte Bush. Seit dem offiziellen Kriegsende am 1. Mai sind 17 US-Soldaten bei Anschlägen getötet worden.

Die Festnahme des Sekretärs von Saddam Hussein hat die US-Streitkräfte angeblich auf eine neue Spur gebracht. Nach einem Bericht des britischen Observer zerstörten US-Einheiten am letzten Mittwoch einen Konvoi, in dem sich möglicherweise Hussein selbst und sein Sohn Udai befanden. Zuvor sei ein Satellitentelefonat abgehört worden, das von Saddam Hussein oder einem seiner beiden Söhne geführt worden sei. US-Experten untersuchten nun menschliche Überreste in dem Konvoi mit Hilfe von DNA-Tests, um die Identität der Opfer festzustellen.

Der am vergangenen Montag festgenommene Privatsekretär Saddam Husseins sagte der New York Times zufolge aus, der Exdiktator halte sich mit seinen Söhnen weiter in Irak auf. Abid Hamid Mahmud al-Tikriti sagte demnach, er habe sich in den ersten Wochen nach Kriegsende gemeinsam mit Hussein versteckt und sich dann mit dessen Söhnen Udai und Kusai nach Syrien abgesetzt. Nach der Ausweisung durch die syrischen Behörden seien die Männer in den Irak zurückgekehrt. KLH

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