Pinkpong und Queerschlag

Wowereit will Gay Games 2010 nach Berlin holen. Erwartet werden 20.000 schwule und lesbische Sportler. Vergabe im Oktober 2005

von MAXIMILAN HÄGLER

Auf die Plätze, fertig, los. Nachdem es nichts geworden ist mit Olympia 2000 in Berlin, hat die Stadt eine neue Chance auf ein weltweit bedeutsames Sportfest: Bei den „Gay Games 2010“ sollen 20.000 Schwule und Lesben aus aller Welt in mehr als 30 Sportarten an den Start gehen. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) unterstützt persönlich die Bewerbung. „Solche Großveranstaltungen sind super für Berlin, und gerade auch der CSD zeigt, wie beliebt und erfolgreich schwul-lesbische Feste sind“, so sein Sprecher Michael Donnermeyer.

Nach Angaben von Robert Kastl, Mitorganisator der Berliner „Games“ wird Wowereit am Samstag beim Christopher Street Day eine Unterstützung durch das Land Berlin verkünden. Dabei soll die landeseigene „Stiftung Klassenlotterie“ die Hälfte der etwa 500.000 Euro teuren Bewerbung zahlen. „Der Rest soll über Sponsoren und aus privaten Mitteln hereingeholt werden“, so Kastl. Er selbst hat unter anderem bereits den letztjährigen Europride, den zentralen europäischen CSD, in Köln mitorganisiert und ist Vorstandsmitglied des Vereins „Games Berlin“, der sich um Bewerbung und Ausrichtung kümmert.

Zu schlagen gilt es im Moment Los Angeles und eventuell Kapstadt. Wenn der Zuschlag auf Berlin fällt, erwarten die Veranstalter bei der Eröffnung ein ausverkauftes Olympiastadion. Bei der Abschlussveranstaltung sollen sich dann die Besucher des zeitgleich stattfindenden Europrides mit den Sportlern mischen – erwartet werden dabei mehr als eine Million Menschen. Trotz olympischer Besucherzahlen bleibt die Kostenschätzung bisher auf Bundesliga-Niveau: Mit 8,8 Millionen Euro rechnet der Verein „Games Berlin“, finanziert durch Sponsoren, öffentliche Mittel und Teilnahmegebühren.

Wo die Spiele ausgetragen werden, entscheidet sich erst im Oktober 2005, doch die Veranstalter rechnen sich gute Chancen aus. Schließlich habe Berlin eine sehr aktive schwul-lesbische Sportszene, stellt Kastl fest. Rund 5.000 Schwule und Lesben seien in eigenen Vereinen organisiert. Die beiden größten, „Seitenwechsel“ und „Vorspiel“, haben je über tausend Mitglieder und bieten dutzende Sportgruppen an, von Aquafitness über Fußball bis hin zu Wendo. Wer Pingpong mag, kann sich als Schwuler bei „Pinkpong“ melden, und homosexuelle Ruderfreunde können bei „queerschlag“ den Takt angeben.

Die ersten Gay Games 1982 in San Francisco wurden vom Zehnkämpfer Tom Waddell ins Leben gerufen, der sich als Olympiateilnehmer nicht outen durfte. Seitdem ziehen die Spiele alle vier Jahre um die Welt, zuletzt war Sydney Austragungsort, 2006 wird es Montreal.

Die Gay Community hat laut Kastl ganz eigene Stärken entwickelt: „Am beliebtesten sind Schwimmen, Volleyball, Tanzen und Laufen.“ Zwar haben sich einige große Sportler – etwa die Tennisspielerin Gabriela Navratilova und der Schwimmer Mark Tewksbury – zu ihrer Homosexualität bekannt. Doch „die Situation im Sport ist allgemein immer noch sehr schwulen- und lesbenfeindlich“, so Kastl, der selbst Leichtathlet ist. In Deutschland etwa falle ihm kein Profi ein, der sich geoutet habe.

Schon nächstes Jahr wird Deutschland ein schwul-lesbisches Sportevent erleben. Bei den „Euro Games“ in München kämpfen im Juli 2004 über 5.000 Sportler um 27 Medaillen.