Neulich, im Park mit Herrn K.

Frauen im Frühlingssonnenschein, fast unter sich. Ein Mäuschen protokolliert

Sonnenstrahlen kitzelten die noch blassen Näschen. Freundinnen trafen sich im frisch ergrünten Park, zum Begrüßen wieder erwachender Lebensgeister. Frau diskutierte „Männer“ in der großen „Auf in die neue Saison“-Talkrunde. T-Shirt-Zeit, die Körperlichkeit der Schöpfungskrone stand auf dem Programm, und – Männerwelt, so atme auf! – zunächst outeten fünf schicke Damen „Waschbrettbauch“ als langweilige Nineties-Männermagazinfantasie. Als Diktat frustrierter Redakteure.

Brad Pitt sei ja okay anzuschauen, ließen die Ladies verlauten, er wird schließlich dafür bezahlt. Doch einen Kerl, der bei lecker Gekochtem zu jammern anfängt, sich guten Wein zugunsten des Trainings versagt, fanden sie einmütig unsinnlich, somit unsexy. Da kann der Bauch noch so knallhart buckeln.

Frau E. plauderte fix und fröhlich feixend: In eingehenden Erfahrungen mit echten Fitnesstrainern habe sie erlebt, dass diese den Beischlaf nur zur Selbstbeweihräucherung vollzögen. Mit ständigem Blick nach unten – zur Taktkontrolle (weil sie es einfach nicht im Blute hätten) und zum Checken, ob die harten Muskelwölbungen männermagazinkorrekt im parfümierten Schweiße glänzten. Jetzt steht sie auf ganz andre, weiche Typen.

Herr K., der Mann der Runde, lange mit Frau E. zusammen und gesegnet mit kuscheligem Bauch, klinkte sich ein, sehr engagiert. Dass diese Trainingstypen körperlich nur sich selber wahrnähmen, total unehrliche Sexualität adaptiert hätten. Ihm könne kein Mann erzählen, dass er diesen schönen, aber anstrengenden Sport gerne länger als vier, fünf Minuten ausüben würde.

Überhaupt dieser ganze metrosexuelle „Frauenversteh-Hype“. Neuerdings müssten die ersten Male mit einer neuen Frau, die er lieber heiß und animalisch gestalten würde, theatralisch inszeniert werden. Mit choreografierter Rhythmik, mit vorgeschriebenem emotionalem Schwung, auf den sich die Frauen EU-weit eingeschossen hätten. Mache man es nicht so, wolle man seinem inneren Macho nachgehen, fühlten sie sich ungeliebt. Cosmopolitan und der ganze Kram. Mann müsse bedienen und leide dabei. Niemand thematisiere dies, wieso denn bitte? Kein anderer Mann war am Platze, die Frauen waren geschockt.

Einen Moment herrschte Stille, dann ging es los: Wie es denn habe kommen können, dass GQ, Men’s Health und Artverwandte, voll geschrieben von Nichtexperten, das männliche sexuelle Selbstbewusstsein mit jedem ausgerufenen Trend aufs Neue verstörten, verlangte Frau P. energisch zu wissen. Wenn man denn mit einer lieb gefundenen Person im Bett lande, echauffierte sich Miss B., müsse doch wohl genügend Vertrauen herrschen, zusammen zu sprechen. Wenn Schüchternheit bestehe, so sei doch bitte sehr nett nachzufragen!

Frau J. klinkte sich ein, fast schon wütend: Wenn peinlich scheint, was Freude macht, sei die Aufgabe doch klar: Das Problem sei süß und von beidseitigem Lachen begleitet zu lösen! Wieso denn bitte eine Frau nach Rupert-Murdoch-Redakteursregeln zu beschlafen sei?

Frau J. selbst war in ganz jungen Jahren lange in Brasilien unterwegs. Wo Schüler in der großen Pause unentwegt schnackseln und noch als Spiel gesehen wird, was als Spiel erfunden wurde (kein blödes Wort wie „Leistungssport“), da blieben „schlimme Probleme mit der Sexualität“ von selber aus. Sei ja auch kein Platz dafür, wo denn auch, in der Hängematte? Oder im Moskito-Dschungelversteck? Kreativität, Kicherei und Selbstbewusstsein kommen da von ganz allein. Doch wenn ein Mann nicht bereit ist, seiner Leidenschaft bedingungslos zu folgen, so Frau J., schmeißt sie ihn ratz, fatz raus aus ihrem Bett.

Überhaupt, bekräftigte Frau B., sie sehe es genauso. Das Einzige, was einen Mann wirklich unsexy machen könne – optisches und persönliches Gefallen im Vorfeld einmal vorausgesetzt –, sei der Versuch, sich zu verbiegen. Mit Aktionen, die nicht seiner Persönlichkeit entsprechen. Mit Worten, Klamotten und Handlungen, die nicht seine eigenen sind. Trotz ganz verschiedener Geschmäcker einigten sich die Ladys dann auf das, was ein Mann 2004 ganz dringend haben müsse: eine scharfe, ausfahrbare Waffe, die nicht lang, doch trickreich trainiert sein sollte, und, ganz wichtig, Charme und Stil. Sowie vor allem: Rückgrat!

Herr K. war still. Zu viel des Feuers.

JASNA ZAJCEK