Abgabe bei Ebbe

Niedersachsen will den ostfriesischen Inseln ihre Strände verkaufen – am besten bei Niedrigwasser

HANNOVER taz/dpa ■ Das Land Niedersachsen will den Gemeinden der ostfriesischen Inseln ihre eigenen Strände verkaufen. Der jetzt noch landeseigene Strand von Langeoog könnte die Insel 250.000 Euro kosten, hatte Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) bei einem Besuch vor Ort grob geschätzt. Die Nordsee-Inseln, die die Strände derzeit nur gepachtet haben, finden die Idee gar nicht schlecht, wollen aber pokern. „Nur bei guten Konditionen“ will der Bürgermeister von Wangerooge, Holger Kohls, zuschlagen. Man sei nicht in der Lage, alle laufenden Kosten zu tragen, sagte Kohls, der auch Sprecher der ostfriesischen Inseln ist. Dazu zählten zum Beispiel die Ausgaben für den Insel- und Küstenschutz.

Es ginge dem Land beim Strandverkauf nicht um die Sanierung der Kassen, betonte Möllrings Sprecherin Antje Tiede. Vielmehr bräuchten die Inseln nach dem Verkauf nicht mehr beim Land nachzufragen, wenn sie an den Stränden etwas verändern wollten. Noch gebe es „keine Verhandlungen und auch noch kein Wertgutachten“, sagte Tiede. Und sie ergänzt: „Es geht nicht ums Wattenmeer – dessen Eigentümer ist nämlich der Bund.“

Die Inseln zahlen nach Angaben der Gemeinden bis auf Wangerooge und Norderney für die Strände derzeit Konzessionen zwischen 30.000 und 50.000 Euro jährlich an das Land. Als schwierig könnte sich beim Strandverkauf die Berechnung der Grundstücksgröße erweisen. In dem Gespräch auf Langeoog war Möllring an einem Verkauf bei Ebbe interessiert, weil der Strand und damit der Verkaufserlös dann größer ist. Die Inselvertreter plädierten dagegen für einen Kauf bei Flut, um Geld zu sparen. Die Abgrenzung bereitet Schwierigkeiten, weil die mittlere Hochwasserlinie schwankt.

kai schöneberg