WAS MACHEN EIGENTLICH ... die Berliner Symphoniker?
: Falsch spielen

„Erweiterung ist mehr als Musik“, lautete das Leitmotiv einer groß angekündigten Operngala am Donnerstagabend im Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Organisiert hatten sie die Kulturattachés der neuen EU-Länder in Berlin. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit sollte ebenso kommen wie seine Amtskollegen aus den Partnerstädten Budapest, Prag und Warschau, die ohnehin zur Tagung „Zukunft gemeinsam gestalten“ in der Stadt weilten.

Nachdem Christina Weiss, Bundesbeauftragte für Kultur, ihre Eröffnungsrede gehalten hatte, boten zehn Sängerinnen und Sänger aus den Beitrittsländern ihre Künste dar – untermalt von den Berliner Symphonikern. Dass der Platz des Regierenden verwaist war, hatte wohl seinen Grund. Wahrscheinlich hatte Wowereit Wind davon bekommen, dass die Gala nicht ohne Eklat über die Bühne gehen sollte. Und in der Tat: Nach dem ersten Drittel des Abends legten die vor der Abwicklung stehenden Symphoniker ein Extraständchen ein und spielten die SED-Hymne „Die Partei, die Partei, die hat immer recht“, ein Intermezzo, das vor allem durch falsche Noten, Tempi und Intonation überzeugte. Im Anschluss protestierte Orchestervorstand Andreas Moritz gegen die Kulturpolitik des Senats, der Unersetzbares zerstöre und sich aus der Verantwortung stehle.

Es soll ein starker Auftritt gewesen sein, für den es Applaus und Buhrufe gab, je nach Standpunkt. Aber wo steckte eigentlich Klaus Wowereit, der gemeinhin keine Gala links liegen lässt? Am Ende gar hinter seinem Schreibtisch? WS
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