Trotz La-Paloma-Fußball auf Platz Drei

Überhebliche Leverkusener schlagen den 1. FC Köln und haben bereits Rang Drei vor Augen. Trainer Augenthaler ist‘s zufrieden. Manager Calmund reagiert angefressen auf die lässigen Schönspieler in seinen Reihen

LEVERKUSEN taz ■ Ein wenig fürchten auch die Leverkusener Profis ihren Trainer – gilt Klaus Augenthaler als Freund klarer Worte. Wenn dem Weltmeister von 1990 etwas nicht passt, dann äußert er dies mit branchenuntypischer Direktheit. Doch am Samstag ließ er Milde walten. Das 2:0 (1:0) im Derby gegen den 1. FC Köln besiegelte die UEFA-Cup-Teilnahme. Und obwohl seine Spieler mehr als lässig mit ihrer Überlegenheit umgingen, beließ es der Franke beim kurzen Statement: „Es war kein Glanz-und-Gloria-Sieg“, sagte er, „die Leistung war in Ordnung“.

Das hatte Manager Reiner Calmund zur Halbzeit noch anders gesehen. Da führten die Leverkusener durch den ersten Bundesligatreffer von Clemens Fritz zwar mit 1:0, aber die Führung gab nicht annähernd die tatsächlichen Kräfteverhältnisse wieder. Zu oft hatte Bayer, angetrieben durch den überragenden Yildiray Bastürk, die deformierte Kölner Abwehr auseinander gespielt – aber eben zu viele Möglichkeiten vergeben. „Das war La Paloma-Fußball“, schimpfte Calmund zur Pause und befürchtete den Ausgleich.

Dass es nicht dazu kam, lag vor allem an der eindeutigen Unterlegenheit des Absteigers, bei denen lediglich die ständig singenden Fans Erstligareife vermittelten. Denn auch in der zweiten Halbzeit übertrumpften sich vor allem Berbatov und Franca bei einem seltenen Wettbewerb: Sie testeten, wem wohl das schönste Zuspiel gelänge und unterließen jeden Torschuss.

Erst als die Zuschauer zu Pfeifen begannen, entschloss sich Franca zu einem Flachschuss (73.), der aus rund 14 Metern ins lange Eck führte. Berbatov blieb indes seiner Überheblichkeit treu, und vergab einen an ihm selbst verschuldeten Elfmeter. „Wir waren noch human“, in diesen Euphemismus packte Augenthaler später die Leverkusener Nonchalance.

Sein Team schielt nun auf Platz 3. Stuttgart ist bereits in Schlagweite, am letzten Spieltag kommt der VfB in die BayArena. „Jetzt haben wir wie in der vorigen Saison zwei Endspiele“, erinnert sich Augenthaler, allerdings mit dem feinen Unterschied, „dass wir damals gegen den Abstieg spielten und nun um die Champions League-Qualifikation“.

Doch zunächst geht es zu den Bremer Meistern. Augenthaler hofft, „dass die jetzt jeden Tag schön feiern“, damit es die „vielleicht gegen uns locker und flockig angehen lassen“. Um an der Weser zu siegen, sollten sich seine Stürmer aber wieder aufs Toreschießen verlegen. ERIK EGGERS