Hertener setzen auf mehr Müll

Der zukünftige Ausbau der Hertener Müllverbrennungsanlage sorgt für Unruhe. Gegner der dritten und vierten Ausbaustufe befürchten Nachteile für die kommunale Entsorgungskooperation Ekocity

VON ELMAR KOK

Bis Ende dieses Monats wird der Aufsichtsrat der Abfallentsorgungsgesellschaft Ruhrgebiet (AGR) den Ausbau der Hertener Müllverbrennungsanlage RZR beschließen. Die Anlage, die ihren Namen vom Rohstoffrückgewinnungs-Zentrum Ruhr (RZR) erhalten hat, aber heutzutage nur noch Müll verbrennt, soll dann eine dritte und vierte Ausbaustufe erhalten und zukünftig die doppelte Menge Müll verbrennen können.

Die Betreiber der Anlage erhoffen sich, mit der Verdopplung der Kapazität richtig Geld verdienen zu können. Gesetzliche Grundlage für das neue Geschäft mit der Müllverbrennung ist die am 1. Juni nächsten Jahres in Kraft tretende Regelung, nach der Gewerbe- oder Siedlungsabfall nur nach vorheriger Verbrennung oder biologisch-mechanischer Behandlung auf Deponien gelagert werden darf. Ziel des Gesetzes ist die Minderung von Sickerwasser und Deponiegasen auf den Müllkippen.

Also sei der Bedarf für insgesamt vier Öfen in Herten dringend vorhanden, erläutert Heinz Struszczynski, Sprecher der AGR. „Die ersten beiden sind momentan voll ausgelastet“, sagt er. Er prognostiziert, dass sich der Bedarf zur Müllverbrennung nach Inkrafttreten der Verordnung verdoppeln werde. Kritiker dieser Planungen werfen dem AGR-Besitzer, dem Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR) vor, über die neue Richtlinie ordentlich Geld verdienen zu wollen. Rolf Ahrens, Sprecher der Grünen aus Herne, kritisiert, dass der Ausbau der Müllverbrennungsanlage zum Nachteil der Entsorgungskooperation Ekocity gehen könnte. An der Kooperation sind Bochum, der Ennepe-Ruhr-Kreis, Herne, der Kreis Recklinghausen, Remscheid, Wuppertal und eben die AGR beteiligt. Die Herner Grünen befürchten, dass ein Ausbau der Anlage Nachteile für Ekocity bringen könnte. Da Ekocity an der dritten und vierten Ausbaustufe der Verbrennungsanlage nicht beteiligt ist, befürchtet Ahrens, dass Müll, der zurzeit zur Auslastung der ersten beiden Öfen eingeworben wird, nach dem Ausbau in den neuen Öfen verbrannt wird. „Das würde die Entsorgungskosten der Entsorgungskooperation Ekocity erhöhen“, sagt Ahrens.

Wolfgang Herkenberg, einer der drei Geschäftsführer von Ekocity sagt, dass keine Gefahr von der Erweiterung der Verbrennungsanlage in Herten ausgehe. „Mitte nächsten Jahres ist genug Material für alle vorhanden“, sagt Herkenberg „und diese Einschätzung nehme ich aufgrund solider Kenntnisse vor“, ist sich Herkenberg über die Müllsituation in einem Jahr sicher. Ob es denn sein könne, dass nach der EU-Erweiterung in diesem Monat ein neuer Mülltourismus in die neuen Beitrittsländer einsetze, will aber auch Herkenberg nicht beurteilen. Das sollten höhere Schranken und EU-Übergangsregelungen verhindern, hofft Herkenberg. „Wie es in den tschechischen Verbrennungsanlagen aussieht, kann ich allerdings auch nicht sagen.“