Im Papageien-Taumel

Die bayerische Metropole in Grün-Weiß-Orange: 8.000 Werder-Fans machen München unsicher

München taz ■ Oli aus Bremen-Schwachhausen war einfach nur glücklich. „Ey, das ist der schönste Tag im Leben eines Bremers“, schreit der 23-Jährige am Samstagabend quer über den Münchner Marienplatz. „Und es ist der größte Tag in meinem Leben“, krächzte er hinterher. Er war in seinem Freudentaumel über das Meisterstück von Werder Bremen in der bayerischen Fremde nicht allein. Dass viele Münchner spontan mit den Bremern feierten und freimütig zugaben, dass Werder verdient Deutscher Meister sei, imponierte Oli sehr. „Ich hätte das ehrlich gesagt im umgekehrten Fall nicht gemacht“, gibt er zu.

München am Samstagabend: Die neuen hautengen und papageienfarbenen Werder-Trikots, die sich über mehr und weniger durchtrainierte Fan-Körper spannen, sind überall: im Augustiner-Bräu zwischen Marienplatz und Stachus etwa, wo mancher Bremer erstmals eine Maß Bier stemmt. Oder in Schwabing, wo an einer Bushaltestelle unvermittelt eine riesengroße Werder-Bremen-Sonnenblende klebt. Oder in der vollgestopften U-Bahn zum Olympiagelände, in die sich Werder-Anhänger in Micoud- und Ailton-Trikots gepresst haben, die derbsten oberschwäbischen und Allgäuer Dialekt sprachen. Angeblich haben nur 8.000 Werderfans Karten fürs Spitzenspiel ergattert. München ist trotzdem ganz in Bremer Hand. jox