Radikaler Woyzeck

In der Schaubühne darf der Erbsenfresser dem Publikum mit dem Arsch ins Gesicht, letztmals in dieser Spielzeit

„Woyzeck“ in der Schaubühne am Lehniner Platz, Montag, 10. Mai, 20 Uhr

Ohne Büchner geht schon mal gar nichts: Mit seiner Inszenierung von „Dantons Tod“ gastierte der Schweizer Regisseur Christoph Marthaler beim diesjährigen Theatertreffen, und heute Abend nimmt er im Haus der Berliner Festspiele den „Berliner Theaterpreis“ entgegen. Und den „Woyzeck“ hat Marthaler in Zürich auch schon gemacht – und Thomas Ostermeier in der Schaubühne. Heute Abend ist die (nun ja) umstrittene Inszenierung – sein Versuch, Büchners Radikalität zu kopieren, um dann dem Publikum im wahrsten Sinne des Wortes „mit dem Arsch ins Gesicht“ zu springen, machte den taz-Kritiker einst nicht wirklich glücklich – zum letzten Mal in dieser Spielzeit zu sehen. Thema und Gehalt des Stücks faszinieren Intendanten nach wie vor gerade deshalb, weil sie immer noch aktuell sind. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Ursache menschlichen Schicksals, danach, wie sehr die Existenz durch äußere Faktoren beeinflusst wird. Oder, um es mit Büchners Worten zu sagen: „Was ist das, was in uns lügt, mordet, stiehlt?“ BRK