DER LIEBESROMAN

Zwar ist der triviale Heftroman einer der Urmythen wirtschaftswundernder Unterhaltungskultur. Das auf der Tagung „Booklovers Conference“ in Wiesbaden verhandelte Genre ist aber zumeist US-amerikanischer Provenienz. 56 Prozent Marktanteil haben die so genannten Romances auf dem dortigen Buchmarkt. In ländlichen Regionen ist es längst die einzige über den lokalen Handel vertriebene Buchform. Auch die in Deutschland vermarkteten trivialen Lesestoffe kommen zumeist aus dem Land der begrenzten Literaturangebote. Drei von vier Neuerscheinungen werden auch in diesem Jahr Übersetzungen aus dem Amerikanischen sein. Branchenführer wie die Verlage Cora oder Bastei Lübbe setzen fast ausschließlich auf die fantastischen Liebesgeschichten aus Übersee. Der gegenwärtige konservative Backlash in den Vereinigten Staaten geht indes auch an den „Romances“ nicht spurlos vorüber. Zum einen haben GI-Geschichten Konjunktur. Zum anderen verabschiedet sich die Branche zunehmend von offenherzigen Umschlaggestaltungen: Der „Nackenbeißer“, bei dem sich der männliche Held lüstern über die Schulter seiner Angebeteten beugt, wird zunehmend durch keuschere Abbildungen ersetzt. Oder durch Kampfszenen mit Schwert und Maschinengewehr. CLEM