Schalke-Solar will Platz 1

Gestern begann in der „Solarstadt Gelsenkirchen“ der Staffellauf zur Kilmakonferenz 2004 in Bonn. Stadt soll technologieführend bleiben

Laufen, Skaten, Rudern und Reiten – alles ist recht, um die Umwelt-Staffel nach Bonn zutragen

VON MANFRED WIECZOREK

Für die Zukunft Gelsenkirchens sieht er blau. „Blau wie Schalke 04, blau wie das Yves-Klein-Relief als Markenzeichen des Musiktheaters im Revier und blaue Solarzellen“, zählt Oberbürgermeister Oliver Wittke (CDU) auf. Vor dem blau schimmernden Gebäude der Gelsenkirchener Shell-Solarfabrik haben Wittke und die grüne Landesumweltministerin Bärbel Höhn die landesweite Klimastaffel nach Bonn gestartet. Dort findet Anfang Juni die internationale Konferenz Renewables 2004 für erneuerbare Energien statt. Laufen, Radfahren, Skaten, Reiten, Rudern – alle umweltfreundlichen Fortbewegungsmitteln sind erlaubt, um den Staffelstab mit der Klimabotschaft an Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) nach Bonn zu überbringen. In der Revierstadt hat man sich für das Radfahren entschieden.

Erneuerbare Energien – die seien nicht nur gut für das Klima, sondern gäben rund 130.000 Menschen bundesweit Arbeit, so die Umweltministerin. Und Oberbürgermeister Wittke reklamiert forsch den Titel „Solarstadt Nummer 1“ für die Revierstadt. „Nirgendwo sonst in Europa werden so viele Solarzellen und -module gefertigt wie hier.“ Trotz der knappen Kasse habe die Stadt auf vielen öffentlichen Gebäuden Solaranlagen errichten lassen. „Um zu zeigen, dass diese Technologie funktioniert und um den Imagewandel der Stadt voranzubringen“, erläutert Oliver Wittke. In Bayern sei die Zahl der installierten Solarzellen aber dennoch dreimal höher als in Nordrhein-Westfalen.

Allerdings scheint in Gelsenkirchen das neue Umwelt-Image bei den BürgerInnen der Stadt noch nicht angekommen zu sein. Zu wenige fänden sich, die privat Solaranlagen installieren ließen, beklagt der Oberbürgermeister. Damit sich das ändert, hat Werner Rybarski vom lokalen aGEnda 21-Büro 22 mehr oder minder prominente “LichtträgerInnen“ für den Auftakt der Klimastaffel geworben. Sie sollen die „Sonnenseiten“ Gelsenkirchens zeigen. Zum Beispiel das Solarsegel an der Arena AufSchalke, die Solarsiedlung im Stadtteil Bismarck oder die von Schülern und Schülerinnen bei einem Umweltsponsorenlauf erlaufene „Eine-Welt-Solaranlage“ auf dem Dach des Jugendamtes.

Umweltministerin Höhn hat als „Lichtträgerin“ ebenso in die Pedale getreten wie Fußball-WM Botschafter Olaf Thon, Oberbürgermeister Oliver Wittke, Josef Hülsdunker vom DGB Emscher-Lippe oder der Präsident des Instituts für Arbeit und Technik, Franz Lehner. Einen Teil der Strampelei hat ihnen das von einer Brennstoffzelle angetriebene Fahrrad der Gelsenkirchener Firma Masterflex abgenommen. Noch ist das Rad ein Prototyp. Es soll aber in Kürze in Serie gehen.

Rund 23 Kilometer und 17 Sonnenseiten später geht der Staffelstab an die Nachbarstadt Gladbeck. „Bis dahin ist deutlich geworden, dass Gelsenkirchen ein Kompetenzzentrum für Klimaschutz ist“, sagt Werner Rybarski und hofft auf einen warmen Spendenregen. Denn BürgerInnen und Firmen sind aufgerufen, die „LichtträgerInnen“ zu sponsern. Mehr als 4.000 Euro sind bislang zusammengekommen. Das Geld fließt in den Bau weiterer „Eine-Welt-Solaranlagen“ in Gelsenkirchen. Mit ihren Einspeisevergütungen soll eine Fabrik für Solarlampen in Afghanistan mitfinanziert werden. Entstehen sollen die Solaranlagen auf dem Dach der Lessing-Realschule und auf dem Gelände der Bundesgartenschau, wo einst die Zeche Nordstern Kohle förderte.