BERLIN - VON KENNERN FÜR KENNER ESSEN: SpargelHOMER: Sony CenterUNION: Abschied nehmen

ESSEN: Spargel

Einzig das Wetter ist derzeit beschissen, denn sonst könnte man den besten Spargel der Stadt auch im Freien, fast direkt am Lietzensee zu Charlottenburg, verköstigen. Bester Spargel der Stadt? Na ja. Sagen wir’s so: Wenn man in einer Woche dreimal im „Engelbecken“ Spargel isst und dreimal das Gefühl hat: Ja, genau! – dann passt das. Der Spargel, klar, kommt aus Beelitz, ist aromatisch, aber nicht bitter (Prise Zucker), fest gekocht. Ein Pfund. Wahlweise wird der Spargel mit Wiener Schnitzel (19 Euro) oder Rosmarinschinken (16 Euro) serviert. Immer dabei sind die Salzkartoffeln. Die Sauce Hollandaise ist freilich selbst gemacht, immer – und zergeht auf der Zunge. Hey, und da will kein Mensch mehr Tommy zu Hause servieren, nur weil man sie Sauce Hollandaise nicht selbst hinbekommt. TOK

Engelbecken, Witzlebenstraße 31, am Lietzensee in Charlottenburg. U2 Sophie-Charlotte-Platz

SENSATION: Das Trojanische Pferd

Es ist ein Tier. Schon auch eine Sensation. Es ist riesig, sagen wir: zehn Meter hoch. Sieht sehr archaisch aus. Und wenn die Fackeln abends auch noch brennen, kann das sicher Gänsehaut machen. Wer gestern Morgen, halb zehn, zum Potsdamer Platz ging, hatte das Ding praktisch exklusiv. Man biegt um die Ecke, und: ah, das Trojanische Pferd. Sieht außen nett aus. Ist aber selbstverständlich innen böse, denn sein Ziel ist ja die Vermarktung des neuen Wolfgang-Petersen-Films. „Troja“ läuft am Donnerstag an, Petersen und sein Achilles (Brad Pitt) sind am Sonntag schon angetrabt, um ein bisschen Geschichtsunterricht für Berlin zu betreiben. Und das ist offenbar dringend nötig. Zum Beispiel: Fredi Bobic, Profifußballer, „weiß über die Geschichte von Troja nichts“. Er ist nicht der einzige. Homer, Homer, früher dachte man, du seist ein unsterblicher Gigant. Jedenfalls steht ein Trojanisches Pferd im Sony Center unter der Kuppel. Wer das alles lange genug anschaut, kann nicht umhin, sich vorzustellen, wie da eines Nachts Leute rauskrabbeln, um diesen Ort der vanitas dem Erdboden gleichzumachen.

Trojanisches Pferd, Potsdamer Platz, U/S Potsdamer Platz.

ZWEITE FUSSBALL-LIGA: Abschied für Union

Wie es aussieht, steigt Hertha BSC ja möglicherweise nun doch nicht ab. Wer also ehrlichen, schweißigen, gnadenlosen Zweitliga-Fußball sehen will, der muss sich beeilen. Sonntag darf der abgeschlagene 1. FC Union Berlin noch mal als Zweitligist ran, dann sind die knapp tausend Tage Profifußball auch schon wieder zu Ende. Wie’s weitergeht? Geweint hat man schon. Daher: Nicht trauern, sondern Danke sagen für die Zeit. Einmal, 2001, war es ja auch richtig schön.

Union–KSC, Sonntag (15 Uhr), „Alte Försterei“, Wuhlheide, S-Bahnhof Köpenick