Der Kraftvolle

Henry, 18, hat eine „rechte Einstellung“. Mit den Ausländern in seiner Klasse kommt er trotzdem klar

Henry ist Ewald erst hier in der Schule begegnet, obwohl Henry sein ganzes Leben lang in Pankow wohnte, 18 Jahre lang. Obwohl er durchaus zu der von Ewald genannten Gruppe der Möchtegern-Nazis gehören könnte, zumindest haben er und sein Kumpels alle eine „rechte Einstellung“. Doch zu den Kahlrasierten gehört Henry nicht, sein Mittelscheitel ist mit viel Gel und Sorgfalt gezogen.

Dennoch waren Henry zufolge die äußeren Attribute der Grund, warum er von der Hauptschule geflogen ist. „Ich hatte immer so Lonsdale-Sachen an. Meiner Direktorin hat das nicht gepasst. Aber nee, mit Russlanddeutschen haben wir uns nie gekloppt.“ Das fein geschnittene Gesicht weist keinerlei Blessuren auf, aber hart zuhauen kann Henry trotzdem. Neulich hatte er einen Kumpel in der Mangel: „Der hat mich einen Hurensohn genannt. Da bin ich ein bisschen ärgerlich geworden.“ Die Anzeige wegen schwerer Körperverletzung musste fallen gelassen werden. „Der war allein, und ich hatte ’ne Menge Zeugen.“ So einfach ist das. Im Knast will Henry auf gar keinen Fall landen.

Nach seinem Abschluss möchte er eine Lehre machen, am liebsten als Kfz-Mechaniker oder Autolackierer. Er wohnt bei den Eltern, die beide Arbeit haben. Von dem Geld, das er von ihnen und vom Arbeitsamt bekommt, kann er seine zwei Motorräder unterhalten. „Meine Oma hat auch was zugegeben.“

Kommt Henry nach Hause, dann ist vor allem Fußball und Motocross angesagt. Den Führerschein musste er leider kürzlich für drei Monate abgeben: „Ich bin mit dem Fahrrad bei Rot über eine Ampel gefahren und war auch ein bisschen angeheitert“, sagt er diplomatisch. Aber in der Schule macht er nie blau. „Ich seh das als letzte Chance.“ Dass 60 Prozent der Schüler Ausländer sind, störe ihn nicht. „Ich hab sogar Kumpels unter den Ausländern. Bloß zu meinen Leuten dürfte ich sie nicht mitbringen. Das gäbe nur Schlägereien.“ ALE