Dann eben bei eBay

Holtzbrinck will und will einfach keinen Käufer für den „Tagesspiegel“ finden

BERLIN/KÖLN taz ■ Es ist natürlich leicht, etwas nicht zu verkaufen, das man nicht verkaufen will – obwohl man es versuchen muss. So wie Holtzbrinck den Tagesspiegel, weil Clement ungern per Ministererlaubnis über die Übernahme der Berliner Zeitung durch Holtzbrinck entscheiden möchte. Denn der Berliner Markt ist umkämpft, und eine Fusion der beiden Blätter würde alle anderen Zeitungen schwächen. Auch die taz spricht sich deshalb gegen die Ministererlaubnis aus.

Holtzbrinck hat das Bankhaus Sal. Oppenheim beauftragt, Käufer für den Tagesspiegel zu finden. Kann es nachweisen, dass der Tagesspiegel unverkäuflich ist – wie Holtzbrinck behauptet –, ist Clement wieder an der Reihe. Da dürfte es nicht ins Konzept gepasst haben, dass sich doch einige Interessenten meldeten. Darunter der Verleger Dirk Ippen, die Beteiligungsfirma Econa, der Süddeutsche Verlag und dessen Gesellschafter Südwestdeutsche Medienholding. In der SZ stand gestern allerdings, dass alle laut einem Bericht von Sal. Oppenheim die Sache nicht weiterverfolgen würden. Bliebe noch der Bauer Verlag, der bereit sein soll, 20 Millionen für den Tagesspiegel zu zahlen – und laut SZ trotzdem nicht ernsthaft in Betracht kommt. Er wolle keine ausreichende Bestandsgarantie für den Tagesspiegel geben.

Jan-Eric Peters, Chefredakteur von Welt und Berliner Morgenpost, sagte auf dem NRW-Medienforum, das sehe nach „übler Kungelei und nach Verkaufsverhinderungsgesprächen“ aus. Logisch, schließlich hatte Springer ja schon mit der Einstellung von Welt und Morgenpost gedroht, wenn Clement die Fusion genehmigt. So abwegig ist die Einschätzung aber dennoch nicht. Es ist eben leicht, etwas nicht zu verkaufen, das man nicht verkaufen will. Vielleicht sollte man es mal bei eBay versuchen. HEIDI