Genregrenzenplattwalzer

Mit seinem Projekt „The Bug“ reißt der britische Elektro-Musiker Kevin Martin alle Genregrenzen ein und liefert den düsteren Soundtrack zur urbanen Apokalypse

Kleinkarierte Genregrenzen waren für den britischen Musiker, Produzenten und Journalisten Kevin Martin nie ein Problem. Er walzt sie im Zweifelsfall einfach mit fetten Bässen nieder. In den 90ern sorgte er vor allem mit seinen Projekten „Techno Animal“ – einer Industrial-Hip-Hop-Band, die unter anderem mit „Dälek“, „Vast Aire“ und dem „Anti-Pop Consortium“ kollaborierte – „Ice“ – die eine eigenwillige Mischung aus Industrial-Rock, Free-Jazz-Saxophon und Hip-Hop spielen – und der Jazzcore-Kombo „God“ für ordentlich freigeistige Düsternis in den Konzerthallen dieser Welt. Mit John Zorn, Experimental Audio Research, El-P, Blixa Bargeld, Alec Empire, DJ Vadim oder Cutty Ranks hat er dabei unter anderem zusammengearbeitet.

Seit Ende der 90er hat Kevin Martin aber vor allem als „The Bug“ Eindruck gemacht. „The Bug“ ist deutlich von Dancehall, Noise, Grime und Hip-Hop beeinflusst, dazu kommen je eine Prise Dubstep und gebrochener Techno à la „Basic Channel“ and Pole. Was Martin daraus anmischt, lässt sich indes auf keinen der Einflüsse oder irgendein Genre mehr reduzieren, folgt vielmehr der Devise: „You just let us know the way you want us to destroy the club – we do“, und klingt, als wenn man King Tubby durch die Crackpfeife rauchen würde.

Wer des Abends eher Eingängiges zum Tanzen oder heitere Musik als Hintergrund zum Gespräch sucht, ergreift da angesichts des neuen, bei „Ninja Tune“ erschienenen „The Bug“-Albums „London Zoo“ besser hurtig die Flucht. Dreckig ist „The Bug“, lärmend und stockfinster.

Am Mittwochabend stellt der finstere Käfer seine neue Platte im Hafenklang vor. Am Mikrophon steht dabei außerdem mit Warrior Queen die derzeit unbestritten beste Londoner Grime-MC. Den Support machen die Hamburger „Liquid Rocks“.ROBERT MATTHIES

Mi, 14. 1., 22 Uhr, Hafenklang, Große Bergstraße 178