unterm strich
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Deutsche Auslandseinsätze müssen gar nicht immer die Bundeswehr ins umstrittene Spiel bringen. Ein deutsch-ägyptisches Archäologenteam hat jetzt in der ägyptischen Provinz Minia die Ruinen eines großen Gebäudes aus der Zeit der Ptolemäer ausgegraben. Die Archäologen datierten den Bau in Tuna al-Gebel, der von Priestern und ihren Familien genutzt worden sein soll, auf etwa 300 vor Christus. Die Priester waren offenbar für verschiedene religiöse Rituale im Friedhof für mumifizierte heilige Tiere und Ibisse zuständig, die den Gott Thot repräsentierten. Auch damals schon waren die Gottesmänner nicht ganz so weltfremd, wie sie es selbst oft gerne darstellen: Zu den Zimmern gehörten auch Räume für Zusammenkünfte und Freizeitbeschäftigungen. So sind in einem der Räume Spielsteine für das damals beliebte Senet-Spiel entdeckt worden.

Senet schreibt sich zwar nicht „Sennett“, wird aber vielleicht ähnlich ausgesprochen, weswegen der Name des amerikanischen Flexibilisierungstheoretikers nun herhalten muss, um zur Frage der Globalisierung überzuleiten. Mit den kulturellen Veränderungen in Folge von Migration und Globalisierung beschäftigt sich nämlich am Donnerstag und Freitag der Zweite Kulturpolitische Bundeskongress in Berlin. Künstler und Wissenschaftler sowie Vertreter aus Verwaltungen und Politik diskutieren unter dem lustigen Titel „inter.kultur.politik. – Kulturpolitik in der multiethnischen Gesellschaft“. Der Kongress findet im Haus der Kulturen der Welt statt und soll Ausgangspunkt für eine Neuorientierung der deutschen und auswärtigen Kulturpolitik sein. Den Auftakt zum zweitägigen Veranstaltungsprogramm macht am Donnerstag Sarat Maharaj, Kokurator der documenta 11, mit einem Vortrag zum Thema „WeltKunst? Kunst und Kultur in der multiethnischen Gesellschaft“.

Die spezielle Begabung eines italienischen Immigranten hat Berlin lange Zeit sehr zu schätzen gewusst. Nun hat unsere tolle Hauptstadt morgen die Gelegenheit, diese Anerkennung noch einmal entsprechend zu äußern: Claudio Abbado, der langjährige Leiter der Mailänder Scala und Chef der Berliner Philharmoniker, feiert seinen 70. Geburtstag. Abbado, der zu Beginn seiner Karriere noch im Industriegebiet von Reggio nell’Emilia Konzerte für Arbeiter gab, löste 1989 Herbert von Karajan als Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker ab. Im April vergangenen Jahres gab er sein Abschiedskonzert, Nachfolger wurde Sir Simon Rattle. Abbado lebt seither mit seiner Familie auf Sardinien und im Engadin und nimmt nur noch an ausgewählten Projekten teil.