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: Nicht mehrheitsfähig

Ein Jahr vor der NRW-Landtagswahl geht CDU-Oppositionschef Jürgen Rüttgers ein politisches Bündnis mit Bayerns CSU-Ministerpräsident Edmund Stoiber ein. Ausgerechnet mit dem Wahlverlierer von 2002 tut sich Rüttgers zusammen. Ausgerechnet mit der politischen Führungsfigur der süddeutschen Hälfte der Republik paktiert der NRW-Ministerpräsidenten-Kandidat.

Jürgen Rüttgers kann kein Interesse daran haben, im Block mit dem schwarzen Regenten aus Bayern Politik zu machen. Edmund Stoiber und die CSU sind in Nordrhein-Westfalen nämlich genauso wenig mehrheitsfähig wie Weißwurst, der FC Bayern München und Lederhosen. Bei der letzten Bundestagswahl holte die SPD in NRW ein vergleichsweise mittelmäßiges Ergebnis (43 Prozent). Doch Unions-Kanzlerkandidat Stoiber fuhr an Rhein und Ruhr ein desaströses Resultat ein. Wegen der miserablen 35 Prozent in NRW verpasste Stoiber den ersehnten Sprung ins Kanzleramt. Ohne das größte Bundesland wäre der Bayer jetzt Staatsmann.

Die NRW-Abfuhr für Stoiber sollte Rüttgers eine Lehre sein. Im Bindestrichland gibt es keine Mehrheit für Stoibers konservative Steuer- und Familienpolitik, für das Konzept „Sozial Schwache in die Hauptschule“ oder Law-and-Order-Parolen. NRW ist kein Stammtisch. MARTIN TEIGELER