KUNSTRUNDGANG
: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Martin Eder: The Afterlife. Galerie Eigen+Art Berlin, Auguststr. 26, Di.–Sa. 11–18 Uhr, bis 10. Juli (siehe auch nächste Seite)

Frauen nackt zu porträtieren kann zurzeit in ein ziemliches Desaster münden, wie bis vor wenigen Tagen die Ausstellung „When Love turns to Poison“ zeigte. Während am Sonntagmittag noch etwa 50 Rechtsradikale der Kameradschaft Spreemacht, unterstützt von der NPD, auf dem Kreuzberger Mariannenplatz ungestört agierten, wurde wenig später im Casino des Bethaniens sachlich zwischen den betroffenen KulturproduzentInnen, KinderschutzvertreterInnen und PolitikerInnen argumentiert. Nicht mit von der Partie waren die, die wochenlang Druck ausgeübt hatten: die Boulevardpresse. Wobei dies ohnehin überflüssig gewesen wäre, zumindest argumentativ hätte man von dieser Seite nicht viel erwarten können. Hatten doch, nachdem sich Wildwasser und VertreterInnen des Kunstraums über die weitere Öffnung der Ausstellung geeinigt hatten, verschiedene Redakteure der BZ immer wieder versucht, den Wildwasser e. V. zu Schritten zu bewegen, um weitere Titelseiten zu füllen. Doch selbst für die Kinderschutzorganisation gab es keinen Bedarf, gegen die Ausstellung vorzugehen. Alles eine Blase? „Sex sells“, wer weiß das besser als die Boulevardpresse. Dass dazu Mittel aus den Kampagnen gegen „Entartete Kunst“ aufgegriffen wurden, verdeutlichte die Kunsthistorikerin Prof. Silke Wenk. Mit „getarnter Kunst“ wurde bereits vor 50 Jahren argumentiert. Eine inhaltliche Kunstdebatte scheint so nahezu undurchführbar, konzentrieren sich die Vorwürfe auf politische Kontexte. Dabei wäre eine Auseinandersetzung mit Sexualität in der zeitgenössischen Kunst ein spannendes Thema. Martin Eders Frauenporträts bei Eigen+Art, geprägt von düsteren Hintergründen, gebrochener Reinheit und Surrealitäten wären eines Ausgangspunkts würdig. Rosa Plüsch unter blutigem Himmel – beeindruckende Malerei, die sich der Klischees annimmt und sie zerstört.