Schuldzuweisungs-Pingpong

betr.: „Israels sinnloser Krieg“, „Ein Drittel hofft“, taz vom 5. 1. 09

Sechsunddreißig Prozent der Deutschen glauben, dass es 2009 bergauf geht, obwohl uns Politiker und Medien seit Monaten etwas anderes einreden. Jetzt wird im Nahen Osten wieder geschlachtet; wir alle schauen zu und lesen die düsteren Prognosen der Insider, die eine Eskalation des Hasses vorhersagen.

Es ist aber wie im Falle der Wirtschaftskrise: Wir alle haben es in der Hand, ob die Prognosen Realität werden! Beteiligen wir uns innerlich an dem medialen Schuldzuweisungs-Pingpong, der Parteiergreifung, dann schüren auch wir den Krieg weiter!

Machen wir uns stattdessen klar, dass in diesem Konflikt in seiner Verfahrenheit und mit seinen uralten Wurzeln jegliche Schuldzuweisung nur dem eigenen Gewissen dient und wir in diesem endlosen Täter-Opfer-Kreislauf durch die Verstrickungen unserer eigenen Vergangenheit, durch unsere Gefühle und Gedanken mit drinhängen, dann können wir durch Beschäftigung mit unseren eigenen Opfergeschichten, mit unserer eigenen Angst und unserem eigenen Groll, sprich: durch intensive Vergebungsarbeit, einen stärkeren Beitrag zur Konfliktlösung leisten als hohle Friedensappelle und platte Schuldzuweisungen der Politik.

Wird endlich auch öffentlich-politisch erkannt, dass die heutigen Täter auch nur schlachten, weil sie Opfer sind, dass im Nahen Osten vor lauter Leidakkumulation kaum noch jemand richtig tickt und dass sich innerhalb jeder Partei jeder Mensch im Grunde seines Herzens nur nach Frieden sehnt, dann sollte es doch möglich sein, sich in der dann wirklich mal echt demütigen Haltung an einen Tisch zu setzen! SABINE MIEHE, Marburg