Des Lobes knapp

Grand-Prix-Countdown: Ralph Siegel sucht dieses Jahr sein Glück – in Malta! Für ihn ist Stefan Raab ein „Talent“

Eine lauschige Nacht in der Istanbuler Innenstadt, am Rande des Taxim-Platzes. Im Club 34,5 geben die Delegationen Zyperns, Griechenlands und Maltas eine gemeinsame Party – die Stimmung ist prächtig, selbst alkoholische Getränke sind frei, die Beschallung exzellent, alle schwören sich, Freunde zu bleiben. Draußen auf der Terrasse kommt zusammen, wer den Lärm des Lebens meidet. Und in einer Ecke sitzen – Ralph Siegel und seine Lebensgefährtin Kriemhild Jahn. Kein Scheinwerfer fällt auf sie, eher unauffällig sehen sie dem Treiben zu, doch, so raunt man, würde Maltas Schlager gewinnen, wäre das auch sein Werk. Siegel selbst sagt: „Ein Gewinnerlied, ohne Zweifel.“ In München hat er den Song aus La Valetta neu arrangiert – der Titel bot sich auch: „On again … off again“ – mal so, dann anders, das kennt Siegel, der Veteran. „Nachts um halb eins fiel mir das ein – am Ende des Refrains die Pauken.“ Wird es denen liegen, wenn Malta ins Finale zieht?

Wie Siegel geht es auch anderen Vätern und Müttern von Liedern bei der Eurovision: Das Finale findet am Sonnabend statt, aber für 22 musikalische Erzeugnisse wird ein Filter vorgeschaltet – das Semifinale. Nur zehn von ihnen kommen weiter. Eine harte Konkurrenz, durch die sich Dänemark, Finnland, Island, die Niederlande, der gesamte Balkan (Bosnien-Herzegowina, Slowenien, Kroatien, Mazedonien sowie die Neulinge Albanien und Serbien und Montenegro), die drei baltischen Länder, Portugal, die Schweiz, Österreich, Zypern, Israel, Griechenland, die Ukraine sowie die Neulinge bzw. Comebacker wie Andorra, Weißrussland und Monaco schlagen müssen.

Aber Siegel, der eine Suite im Interconti bezogen hat (Kriemhild Jahn: „Das war billiger als die offiziellen Eurovisionshotels“), hofft, wie er immer hofft. Kommentiert, dass Werder Bremen verdient Meister geworden („Wer die Bayern zu Hause schlägt, hat es verdient“), und kommt sich vielleicht selbst wie der FC Bayern vor, der aus rätselhaften Gründen nur in der Regionalliga (der von Malta obendrein) spielen darf. Jedenfalls hat er zu Max eine Meinung: „Singt gut“, und sagt zu Stefan Raab die größte anzunehmende Unhöflichkeit, die eben noch für einen taktvollen Menschen wie ihn erlaubt ist. Nämlich einen Satz von erlesenster Distanz: „Er ist zweifellos begabt.“ Und sein Song sei „gut“ – aber der aus Zypern sei eben „sehr gut“. Und ein Unterschied zwischen „gut“ und „sehr gut“ müsse ja erlaubt sein, findet Siegel.

Das NDR-Fernsehen überträgt das Semifinale ab 21 Uhr – deutsche Zuschauer dürfen beim Televoting mitmachen.

Wer ins Finale einzieht, wird bekannt gegeben – mit welchem Ergebnis, nicht. JAN FEDDERSEN