was macht eigentlich... … Michael Cramer?

Amis anradeln

Gibt es eigentlich Amerikaner, die Fahrrad fahren? Außer Lance Armstrong, der dauernd durch Frankreich tourt und immer als Erster ankommt, hocken US-Bürger doch stets im benzingurgelnden Sports Utility Vehicle – oder auf ’nem Pferd. Um die auf einen Drahtesel zu locken, bedarf es schon eines ausgefuchsten Pädagogen. Michael Cramers etwa. Der Diplom-Sportlehrer sitzt zwar seit Jahren für die Grünen im Abgeordnetenhaus, eine Mission aber pflegt er immer noch: die ökologische Fortbewegung. Schließlich ist er selbst ein Bekehrter. Weil er als einst passionierter Langstreckenautofahrer in Berlin nur noch im Stau stand, stieg er aufs Rad um, umrundete später mehrfach das alte Westberlin und presste seine Erfahrungen in den sehr empfehlenswerten Radwegführer „Berliner Mauerradweg“. Und damit auch in Zukunft möglichst viele die spannende Rundfahrt genießen können, engagierte sich Cramer erfolgreich für den Erhalt und Ausbau der 160 Kilometer langen Strecke. Zu guter Letzt sollen sich nun auch US-Touristen ein Stück Berliner Geschichte erradeln – nicht nur mal eben das Brandenburger Tor ablichten, sondern absurde Autobahnreste in Albrechts Teerofen oder grüne Auen in Lübars entdecken. Dafür fährt Cramer extra zu einem Fahrradkongress in die USA, um dort für seinen Mauerradweg zu werben. Diese Reise dürfte er zwar kaum mit dem Rad bewältigen, aber als alter Ökologe kennt er sich mit Alternativen aus. Schließlich hat er schon die Donau von Ingolstadt bis zum Schwarzen Meer abgepaddelt. GA FOTO: ARCHIV