klischeeballschlacht mit muselmanen von HARTMUT EL KURDI
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Es gibt einige wenige zutiefst wahre Klischees. Zum Beispiel, dass alle Berliner gebürtige Schwaben sind, arrogant und mit einer lächerlichen, unerfüllbaren Sehnsucht nach Hipness. Und falls das doch mal nicht stimmen sollte, falls man doch mal einem freundlichen, entspannten Hauptstadt-Aborigine begegnet, beschert einem dieses Klischee immerhin eine positive Überraschung.

Es gibt allerdings auch Klischees, die zu gar nichts nütze sind. So wird zurzeit auch von gebildeten Menschen gern behauptet, der Islam sei eine besonders dumme und gefährliche Religion. Der Literatur-Klemmi Michel Houellebecq ließ sich wegen einer solchen Aussage („beknackteste Religion von allen …, die sich nur Kamelficker ausdenken können“) sogar vor Gericht zerren, wahrscheinlich in der Hoffnung, als Märtyrer für das Menschenrecht, Schwachsinn von sich zu geben, gekreuzigt zu werden. Zu seinem Unglück sprach ihn das Gericht frei, und jetzt muss der arme Kerl weiter reaktionäre Puffprosa verfassen. Tja, only the good die young.

Ich bin übrigens kein Muslim, sondern Atheist, wurde aber streng christlich erzogen. Das ist Grund genug, jede andere Religion zu verteidigen, zumindest, wenn der Kindergartenstammtisch pöbelt: „Deine Religion ist aber viel döofer als meine!“ Leider sind nämlich alle Religionen im Kern gleich: Alle haben sie einen Kuschelzweig, der Friede, Freude, Nächstenliebe propagiert, und eine brutale Abteilung, die für Entmündigung, Frauenhauen und Fernsehsendungen wie „Fliege“ steht. In der deutschen Öffentlichkeit jedoch werden diese Gemeinsamkeiten konsequent ignoriert.

Der Islam ist – das weiß man spätestens seit dem Elftenseptember – böse und wurde vor 25 Jahren von Ussama Bin Laden, Ayatollah Khomeini und dem „Kalifen von Köln“ während einer internationalen Bombenleger- und Handabhacktagung in Kabul erfunden. Das Christentum hingegen ist, wie zuletzt während des Irakkrieges vermittelt, eine Art friedensbewegter Toleranztanzverein.

Dass der Papst nebenbei mal den Gründer des kryptofaschistischen „Opus Dei“ heilig spricht, versendet sich im Medienbrei. Auch christliche Sekten-Phänomene wie Jehovas Zeugen werden eher als Lachnummer wahrgenommen denn als fiese Kulte, die vor allem Kindern einen lebenslangen Dachschaden verpassen. Den Ku-Klux-Klan führt man ebenso wenig auf seine christlichen Wurzeln zurück, wie man den Einfluss der Mainstream-Fundamentalisten in den USA als Problem für die westliche Demokratie sieht. Und wenn im Kongo christliche Prediger massenhaft „Hexenkinder“ exorzieren dürfen, weil sie den Eltern einreden, all ihr Unglück rühre von ihrem besessenen Nachwuchs her – dann wird das als Neger-Vodoo gewertet und nicht als Ergebnis des Jesus-Aberglaubens, der genau wie der Islam Gott und Teufel oder Himmel und Hölle kennt …

So, und jetzt muss ich zum Jüngsten Gericht, Houellebecq wartet … Und beim nächsten Mal wenden wir uns den Kreuzzügen, den Judenpogromen und dem Kopftuchzwang für schwäbische Omas zu.