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: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Heute wird in der Neuköllner Lunte über „Das Geschäft mit der Demenz“ informiert. Tatsächlich verhilft die „Vergesslichkeit“ alter Menschen spätestens seit der letzten Pflegereform den Heimen zu einigem Geld, da das Personal mit gerontopsychiatrischer Zusatzausbildung, die früher vonnöten war, nun von unausgebildeten Leuten ersetzt wird, die zudem zu niedrigen Löhnen arbeiten müssen, während die Pflegesätze weiterhin hoch sind. Morgen ist solidarische Prozessbeobachtung angesagt, denn im Amtsgericht Moabit beginnt der Prozess gegen zwei mutmaßliche Neonazis, die im April 2007 zwei Antifaschisten in der S-Bahn angegriffen haben sollen. Da einige Nazis als Zuschauer zu erwarten sind, die wiederum die ZeugInnen einschüchtern könnten, wäre es gut, wenn der Saal auch mit jenen angefüllt wäre, die wiederum dagegenhalten mögen. Am Donnerstag lädt die östliche Brotfabrik zu einem Vortrag des renommierten Journalisten Toralf Staud: „Wie Nazis die Parlamente und die Provinz erobern“. Da das nicht länger nur ein Problem Sachsens und Mecklenburg-Vorpommerns ist, sollte auch jene/r Antifaschist/in dem ihre/seine Aufmerksamkeit widmen, der/die sich eigentlich nur um seinen/ihren Kiez in Friedrichshain oder Neukölln kümmern will. Die NPD ist ja auch innerstädtisch längst keine kleine Nummer mehr. Am Freitag schließlich lädt die Naturfreundinnenjugend Berlin zum Wochenendseminar in ihre Räume, Thema sind die „Baader-Meinhof-Komplexe“, die von links bis rechts die Diskussion des vergangenen Jahres beherrschten. Wer benutzt die RAF wie und wofür, und was kann man heute aus diesem Kapitel der Radikalisierungsgeschichte lernen? Da all diesen Fragen Zeit und Raum gegeben wird, ist vielleicht mal ein vernünftiger Umgang mit dem Thema möglich. Anmeldung www.naturfreundejugend-berlin.de.

Demenz: Lunte, Weisestr. 53, Mo, 20 Uhr

Prozessbeobachtung: Moabit, Turmstr. 91, Di, 9 Uhr

Toralf Staud: Brotfabrik, Caligariplatz, Do, 18 Uhr

Baader-Meinhof: Naturfreunde, Gryphiusstr. 23, Fr, 17 Uhr