Warten auf das eine Wort

1998 veröffentlichte eine Regierungskommission den Bericht „Bringing them Home“ (www .austlii.edu.au/au/special/rsjpro ject/rsjlibrary/hreoc/stolen/) über eines der dunkelsten Kapitel der australischen Geschichte. Bis in die 70er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein wurden Aboriginalfamilien Kinder weggenommen, um sie in weißen Missionsschulen zu „integrieren“. Ihre Sprache und jede andere Äußerung ihrer Kultur waren dort streng untersagt. 1899 schrieb ein führender Verfechter dieser Politik: „Jedes dieser Kinder stellt eine Bedrohung der zukünftigen moralischen Sicherheit unserer Gesellschaft dar.“ Betroffen waren nur so genannte Halbblutkinder. Alle anderen Ureinwohner galten als so minderwertig, dass sie nach Meinung der Weißen ohnehin aussterben würden. Der auch in Deutschland gezeigte Film „Rabbit Proof Fence“ (www.rabbit prooffence.com.au/) hatte in Australien eine ähnliche Schockwirkung wie der Report. Er wurde Anlass, sich mit der Geschichte der Ureinwohner zu befassen. Der Wiederbelebung fast ausgestorbener Aboriginalsprachen hat sich die Regierung von New South Wales zum Ziel gesetzt (www.fatsil.org/). Die Aborigines aber warten noch immer auf das „S-Wort“ des Premierministers. John Howard weigert sich, ihre Forderung zu erfüllen und im Namen der Regierung „sorry“ zu sagen (www.reconcili ation.org .au/). MICHAEL LENZ

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