Noch mehr Hausarrest

Wegen Antisemitismus wurde der argentinische General Suárez Mason zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt

BUENOS AIRES taz ■ Der Heereschef der argentinischen Militärdiktatur (1976–1983) und ehemals zweitstärkste Mann der Junta, Guillermo Suárez Mason, ist am Dienstag in Buenos Aires wegen antisemitischer Äußerungen zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

In einem Interview hatte Suárez Mason1996 dem argentinischen Nachrichtenmagazin Noticias gesagt: „Ich bin kein Antisemit, das ist etwas anderes. Die Juden kenne ich sehr gut, ich schütze mich sehr vor ihnen.“ Weiter sagte Suárez Mason über die Zeit der argentinischen Militärdiktatur: „Die Folter hätten wir vielleicht legalisieren sollen, um einige Exzesse zu decken, so wie es die Juden machen, die einen tödlichen Schlag pro Tag ausführen.“ Aber, so Suárez Mason, „weder Hitler noch wir haben uns das angemaßt“. Daraufhin hatte der Dachverband der jüdischen Organisationen in Argentinien (DAIA) Suárez Mason angezeigt und war im Prozess als Nebenkläger aufgetreten. Vor Gericht beteuerte Suárez Mason, kein Antisemit zu sein und sehr gute freundschaftliche Beziehungen zu Mitgliedern der jüdischen Gemeinde zu pflegen. Er nannte die Juden in seiner Verteidigungsrede Ausländer und bekräftigte dies auf Nachfrage des Staatsanwaltes. Juden seien im Übrigen „eine Weltmacht“.

Seine Strafe wird der 79-Jährige aus Altersgründen unter Hausarrest absitzen – da befindet er sich schon wegen Kindesentführung und der Ermordung von Mitgliedern der peronistischen Guerilla „Montoneros“.

Antisemitismus war unter den Generälen der argentinischen Diktatur weit verbreitet. Viele Militärs glaubten an eine jüdische Weltverschwörung – konkret an einen so genannten Andinia-Plan für die Gründung eines zweiten jüdischen Staates in Patagonien. Den Unsinn hatte der argentinische Ökonom Walter Beveraggi Allende 1971 in die Welt gesetzt. INGO MALCHER