FDP will Wahrheit über Olympia-Bewerbung

Hintergründe der gescheiterten Olympia-Kandidatur von Düsseldorf weiter offen. Liberale fordern Aufklärung von Sportminister Vesper, wer umstrittene Vergleichsstudie in Auftrag gegeben hat: „Sonst muss er zurücktreten“

DÜSSELDORF taz ■ Die vor einem Jahr gescheiterte Olympia-Bewerbung von Düsseldorf Rhein-Ruhr sorgt für politischen Ärger im Landtag. Die FDP will von NRW-Sportminister Michael Vesper (Grüne) wissen, wer eine umstrittene Vergleichsstudie der Unternehmensberatung Roland Berger über die fünf deutschen Bewerberstädte in Auftrag gegeben hat. Das Ende 2002 aus dem Umfeld der Düsseldorfer Olympia-GmbH lancierte Gefälligkeitsgutachten hatte der Rhein-Ruhr-Bewerbung schwer geschadet. „Wenn der Minister das nicht aufklären kann, muss er zurücktreten“, sagt Ingrid Pieper-von Heiden, sportpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion.

Die liberale Sportpolitikerin ist unzufrieden mit den Antworten des Ministers auf eine kleine FDP-Anfrage im Landtag. Auf die Frage nach dem Auftraggeber der Düsseldorf-freundlichen Vergleichsstudie hatte Vesper am 30. April geantwortet: „Eine ‚Vergleichsstudie‘ ist weder vom Land noch von der Bewerbungsgesellschaft in Auftrag gegeben worden.“ Die Unternehmensberatung Roland Berger habe im Rahmen ihrer beratenden Tätigkeit während des gesamten Bewerbungsprozesses [...] lediglich vergleichende Analysen der Bewerbungskonzeptionen der Teilnehmer im innerdeutschen Wettbewerb angestellt, so Vesper. „Ihre Veröffentlichung wurde weder von der genannten Unternehmensberatung noch vom Land noch von der GmbH veranlasst“, verteidigt sich der Grünen-Politiker.

Die FDP-Landtagsabgeordnete Pieper-von Heiden will sich mit der Antwort des Ministers nicht abfinden. „Vesper muss aufklären, wer diese teure und schädliche Studie an die Öffentlichkeit gebracht hat“, so die Liberale. Das Roland-Berger-Exposé könne nur aus Vespers Ministerium oder aus der vom Sportminister gelenkten Bewerbungs-GmbH lanciert worden sein. Falls die Landesregierung keine Erklärung für die Abläufe finde, erwägt die FDP, den Haushaltskontrollausschuss des Landtags einzuschalten. Denn Olympia war für den NRW-Steuerzahler ein teurer Spaß. Allein für beratende Tätigkeiten wie die Berger-Studie hat die Olympia-Gesellschaft rund 1,58 Millionen Euro ausgegeben. Insgesamt hat die Olympia-Bewerbung das Land etwa 4,7 Euro Millionen gekostet.

Der unaufgeklärte Roland-Berger-Vorfall passt zu einer Bewerbung, die von Anfang an konfus und unprofessionell daher kam. Gleich zwei so genannte „Untersuchungen“ hatten Düsseldorf vor anderthalb Jahren im deutschen Olympiarennen vorn gesehen. Neben dem Papier von Roland Berger gab es noch eine „wissenschaftliche Arbeit“ der Universität Münster. In der Abschlussarbeit einer BWL-Studentin aus Düsseldorf wurde die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt als bester deutscher Olympiakandidat eingestuft. Auf dem letzten Rang landete ausgerechnet Leipzig, der spätere Sieger. MARTIN TEIGELER