fluchtburg geschlossen
: Senatorin schließt Frauenhaus

Eines der sechs Hamburger Frauenhäuser soll zum Jahresende geschlossen werden. Diese Entscheidung der Sozialbehörde gab der Paritätische Wohlfahrtsverband gestern bekannt. Nach seinen Angaben erhofft die Behörde sich durch diesen Schnitt Kosteneinsparungen von etwa 460.000 Euro. Zugleich sei den anderen fünf Frauenhäusern mitgeteilt worden, sie müssten im Sach- und Personaletat weitere 375.000 Euro einsparen. „Ein Riesenskandal“, urteilt der Verband. Alle Frauenhäuser mit zusammen 207 Plätzen seien „ständig voll ausgelastet“. Nun würden misshandelte Frauen „gezwungen, in anderen Bundesländern Schutz zu suchen“. In Hamburg bestehen sechs „Fluchtburgen vor Männergewalt“ an nicht öffentlich bekannten Standorten. Das erste Frauenhaus, das nun geschlossen werden soll, wurde 1977 eingerichtet.

Die Sprecherin der Sozialbehörde, Anika Wichert, bestätigte den Beschluss. Das Platzangebot sei dennoch im bundesweiten Vergleich weiterhin „sehr üppig“. Ab nächstem Jahr sollen zudem, so Wichert, abgelehnte Asylbewerberinnen grundsätzlich nicht mehr in Frauenhäusern unterkommen dürfen. Misshandelte weibliche Flüchtlinge sollen dann „in anderen Einrichtungen“ untergebracht werden.

Von einer „Schande“ sprach gestern die SPD-Abgeordnete Doris Mandel. Der Senat und Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) setzten ihre „frauenfeindliche Politik fort, wenn Frauen und Opfern von Gewalt die dringend benötigte Hilfe verweigert“ würde. Die Regierung lasse „geschlagene Frauen im Stich“, kritisierte GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch. Nach ihrer Schätzung würden künftig „400 akut von Gewalt bedrohte Frauen und Kinder ohne Schutz“ dastehen. smv