Turnier ohne Krise

Entgegen dem negativen Tennistrend kommt der Düsseldorfer World Team Cup ohne Sorgen aus

DÜSSELDORF taz ■ In dieser Woche konferierten die Direktoren der großen deutschen Tennisturniere in Hamburg und tauschten sich aus über Ansätze, wie mit der schwierigen Lage umzugehen sei, mit der sich das nationale Tennis nicht nur sportlich konfrontiert sieht. Man findet kaum noch Titelsponsoren für die Wettbewerbe, die Preisgelder, die nötig sind, um Spitzenspieler anzulocken, sprengen die Budgets, und die niedrigen Einschaltquoten bei den TV-Sendern lassen Veranstalter wie Sponsoren erblassen. Nur Dietloff von Arnim erklärte, da sitze er „oft wie ein Unbeteiligter dabei“. Von Arnim ist Direktor des Düsseldorfer „Arag World Team Cups“, der am Sonntag beginnt, und sagt: „Wir haben im Moment kein richtiges Problem“. Der World Team Cup im Rochusclub hat alle deutschen Tenniskrisen überstanden, schreibt Jahr für Jahr schwarze Zahlen und meldet täglich „ausverkauft“.

Angesichts der um öffentliche Mittel bittenden Veranstalter der Turniere in Hamburg und Berlin sagte Otto Schily bei seinem Besuch der Team-WM im vergangenen Jahr, „guckt auf den Rochusclub, dann seht ihr, wie es gemacht wird“. Viel helfen wird der Blick nach Nordrhein-Westfalen allerdings nicht, denn das Erfolgsgeheimnis des mit 2,1 Millionen Euro dotierten Turniers lässt sich kaum kopieren. 28 Jahre ist es nun her, dass Horst Klosterkemper jene Idee hatte, von der das Turnier bis heute lebt. Eine „Marktlücke“ sah Klosterkemper damals und rief den Düsseldorfer Wettbewerb als offizielle WM für Nationalmannschaften der ATP ins Leben. Gespielt wird seither nach einem Modus mit zwei Vierergruppen, sodass vom ersten Tag an Spitzenduelle garantiert sind, die sich anderswo erst als Finalpaarungen ergeben. Außerdem ist jeder Spieler unabhängig von der Tagesform mindestens dreimal zu sehen, weshalb das Publikum seine Besuche frühzeitig planen kann. Auch die Spieler wissen: Hier sind drei Partien auf Sand gesichert, was viele als Vorbereitung auf die nachfolgenden French Open nutzen.

„Deshalb haben wir, abgesehen von den Grand Slams, mehr Weltklassetennis als jedes andere Turnier“, sagt der Anfang des Jahres vom Düsseldorfer Turnierdirektor zum ATP-Europamanager beförderte Klosterkemper nicht ohne Stolz auf die Nachhaltigkeit seines Einfalls. Während Thomas Haas’ Sieg gegen Vincent Spadea am Rothenbaum in dieser Woche von enttäuschenden 30.000 Zuschauern im Fernsehen verfolgt wurde, rechnen die Düsseldorfer mit etwa 45 Millionen TV-Zuschauern allein in Deutschland. Den Einwand, dass in diesem Jahr nur zwei Toptenspieler dabei sind, kontert Klosterkemper so: „Top-20-Leute haben wir schon zwölf, glaube ich.“ Das stimmt zwar nicht ganz, aber die drei Deutschen, Nicolas Kiefer, Thomas Haas und Rainer Schüttler, zeigten in diesem Frühjahr so vielversprechende Leistungen, dass sie von vielen schon wieder in der Weltspitze gesehen werden. Einige Topspieler, wie etwa Andy Roddick, die eigentlich schon zugesagt hatten, mussten zwar verletzungsbedingt passen; Stars wie die Australier Lleyton Hewitt und Mark Philippoussis oder Marcelo Rios von Titelverteidiger Chile kommen hingegen gerne nach Düsseldorf, wo stets eine ganz besondere Atmosphäre herrscht – und das ist neben dem Modus das zweite Erfolgsgeheimnis des Turniers.

Hier herrscht noch jenes gediegen mondäne Ambiente, das das deutsche Tennis in den 80er-und 90er-Jahren umwehte. Eine Anlage am Rande eines Düsseldorfer Villenviertels, ein altes Klubhaus, kein Beton und ein Center Court umgeben von grünem Wald, das ergebe ein Flair, den „das Publikum, die Spieler und auch die Funktionäre von der ATP sehr schätzen“, weiß von Arnim. DANIEL THEWELEIT