Zachs letzter Triumph

Kritik von der Presse kann der Eishockey-Bundestrainer nun wirklich nicht gebrauchen. Lieber gibt Metzgermeister Hans Zach sein Amt auf und freut sich darüber, damit alle überrascht zu haben

AUS KÖLN CHRISTIANE MITATSELIS

Der Zach-Hansi ist stolz. „Ja, da sind Sie sprachlos“, triumphiert der soeben zurückgetretene Eishockey-Bundestrainer. „Ich bin halt immer für Überraschungen gut.“ Hans Zach hat Recht. Damit hatte wirklich niemand gerechnet. Nach sechs erfolgreichen Jahren im nationalen Amt gab der Tölzer gestern plötzlich auf. Eine Woche nach der WM in Prag, bei der seine Mannschaft zwar auf dem neunten Platz landete und damit die Olympia-Qualifikation schaffte, gleichzeitig aber auch – und das erstmals in der Ära Zach – für ihr schlechtes, unattraktives Spiel kritisiert wurde.

„Ich muss mir das nicht länger antun. Nach reiflicher Überlegung bin ich zu diesem Schluss gekommen“, sagt Zach – und noch ist seine Stimme ruhig. Doch dann verliert er von einem Moment auf den anderen die Contenance und setzt das Gespräch brüllend fort: „Es war eine reiflich überlegte Entscheidung aus dem Bauch heraus. Ich bin die Unwahrheiten in der Presse einfach satt.“ Nun will er sich voll und ganz auf seine Arbeit als Vereinstrainer bei den Kölner Haien konzentrieren. Denn: „Ich weiß ja, wie das ist. Es geht sonst immer weiter mit der Kritik. Das brauche ich nicht!“

Es sind ja aber auch wirklich fürchterliche Dinge passiert. Da wagten es nach dem WM-Turnier in Prag doch sogar die Eishockey-News, Leib- und Magenblatt des bayerischen Metzger- und Bademeisters, Zachs Spielerauswahl und die defensive Taktik zu kritisieren. „Ist das Modell Zach nach sechs Jahren noch das richtige?“, fragte das Fachblatt. Das war zu viel für den Alpenvulkan, der Verschwörung wittert: „Ich frage mich“, keift der Ex-Bundestrainer, der nun immer mehr in Fahrt gerät, „warum diese Leute nicht selbst ihr Geld da- mit verdienen, wenn sie alles besser wissen. Die Medien haben uns immer besonnen begleitet, jetzt haben sie es umgedreht.“

Zach schmollt. Das ist offensichtlich. Beim ersten frostigen Gegenwind, der ihm ins Gesicht blies, hat er aufgegeben. Bei der WM in Tschechien spielte die deutsche Mannschaft ganz einfach schlecht – und der Trainer wirkte weitgehend ratlos. Von der Kampfstärke und Geschlossenheit, mit der es dem deutschen Team in den Jahren zuvor oft gelungen war, auch technisch stärkere Gegner zu zermürben, war nichts mehr übrig. Es war gar erschütternd: Im Überzahlspiel schoss die Auswahl während des ganzen Turniers nur ein Tor. Viele Spieler wirkten genervt. Kapitän Stefan Ustorf und Verteidiger Jan Benda übten sogar Kritik an den Trainingsmethoden des Trainers. Das Powerplay sei nicht ausreichend trainiert worden, sagten sie. Stürmerstar Jochen Hecht, der in der NHL für die Buffalo Sabres spielt, wirkte von Tag zu Tag trauriger.

Zach, der schon immer ein Talent dafür hatte, Stars zu frustrieren, hatte ihm seine Tauglichkeit im defensiven Spiel abgesprochen. Nachdem sein Team nach einem 0:1 gegen die Schweiz in der WM-Zwischenrunde ausgeschieden war, gab sich der Trainer gewohnt unbeirrbar – wies jede Kritik entschieden zurück. Er werde keinen Millimeter von seinem Weg abweichen, kündigte er in Prag an. Jetzt hat er es doch getan.

Beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) herrschte gestern Ratlosigkeit. „Für uns ist es ein harter Schlag“, sagte DEB-Generalsekretär Franz Reindl, „aber ich akzeptiere seine Entscheidung. Hans ist nun mal ein sehr emotionaler Mensch.“ Der Verband habe ihm noch am Mittwoch ein Angebot über einen neuen Zweijahresvertrag unterbreitet. „Er wollte es sich überlegen. Am nächsten Morgen hat er dann abgesagt. Es ist ein echter Hammer.“ Am 23. Mai wird der Verband nun über die Zukunft beraten. Assistenztrainer Ernst Höfner wird als Interims-Bundestrainer einspringen. „Jeder Nachfolger wird es schwer haben in Hans’ Fußstapfen zu treten.“

Das Erbe Zach wiegt tatsächlich schwer: Der Tölzer hat die deutsche Mannschaft international wieder konkurrenzfähig gemacht. Nach dem Wiederaufstieg 2000 in die A-Gruppe kam die Auswahl bei drei Weltmeisterschaften und bei Olympia in Salt Lake City bis ins Viertelfinale. Beim nächsten großen Turnier, dem World Cup of Hockey Ende August, wird Zach nur noch Zuschauer sein. „Ich schaue mir dann alles schön von oben an“, kündigte er an. Und wieder liegt ein triumphierender Unterton in seiner Stimme.