Fraport AG will kein Global Player sein

Dafür soll der Frankfurter Flughafen weiter ausgebaut werden – trotz Kritik von Umweltschützern und Aktionären

FRANKFURT/M. taz ■ Seit zwei Jahren ist die Fraport AG an der Börse. Im vergangenen Geschäftsjahr fiel der Aktienkurs der Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens und seiner Dependance auf dem Hahn im Hunsrück um 36 Prozent auf 17 Euro. Und weil sich der Vorstand im philippinischen Manila beim Bau eines Terminals verspekulierte und dafür 2002 rund 290 Millionen Euro abschreiben musste, erzielte das Unternehmen auch keinen Gewinn.

Trotz der Auflösung von Kapitalrückstellungen reichte es nur zur schwarzen Null. Dividende zahlte das Unternehmen nicht. Dafür gab’s auf der Hauptversammlung in der Frankfurter Jahrhunderthalle, auf der drei Viertel des Aktienkapitals anwesend waren, Cola in Pappbechern und Würstchen im Schlafrock.

Doch das konnte die vielen zornigen Kleinaktionäre auch nicht mehr besänftigen. Sie warfen dem Vorstand unter Leitung von Wilhelm Bender „Missmanagement“ vor. Besonders übel nahmen sie ihm, dass er „in dieser prekären Situation“, wie ein Sprecher der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) formulierte, auch noch laut über eine Erhöhung der Vorstandsbezüge nachgedacht hatte. Schließlich gefährde das „größte Desaster in der Geschichte des Unternehmens“ (DSW) vielleicht sogar die Zukunft der ganzen Aktiengesellschaft. Kleinaktionär Rudolf Heinz unkte: „Wo sollen denn die drei bis fünf Milliarden Euro für den so dringend notwendigen Ausbau des Flughafens herkommen, wenn heute schon keine Gewinne mehr erwirtschaftet werden?“. Schließlich leide der Flughafen doch auch im laufenden Geschäftsjahr schon wieder unter ungünstigen Rahmenbedingungen: „Terrorismus, Irakkrieg und Sars.“

Vorstandschef Bender stand also schwer unter Beschuss. Und zwar von allen Seiten. Denn die Flughafenausbaugegner, die sich mit dem Aktienerwerb das Rederecht auf der HV erkauft hatten, warfen ihm vor, mit dem beabsichtigten Bau der Landebahn Nord und eines riesigen Hangars für die Wartung des Airbus A 380 „schwerste Umweltschäden“ in Kauf zu nehmen und die Bevölkerung mit einem „zusätzlichen Lärmteppich“ zu überziehen.

Bender bestand jedoch auf allen Ausbauplänen – und kündigte zusätzlich den Bau eines neuen Terminals auf dem 2005 frei werdenden Gelände der US-Airbase an. Die Finanzierung sei gesichert. Die langfristigen Prognosen für den Weltluftverkehr deuteten unverändert auf ein starkes Wachstum des Verkehrsaufkommens hin. Davon werde auch Fraport profitieren. Schon heute entwickle sich auch der Hahn prächtig, sagte Bender: Dank Ryan Air mit Zuwachsraten im Passagieraufkommen von über 200 Prozent. Tendenz steigend. Dass ihm aber der „Anzug des Global Players“ (DSW) noch nicht passe, hatte Bender mit Blick auf das „Manila-Desaster“ zuvor schon selbst eingeräumt. Als internationaler Investor werde Fraport nicht mehr auftreten. Applaus im Auditorium.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT