: Ereignis Gabriele T.
Gabriele Tergit wird am 4. März 1894 als Elise Hirschmann in Berlin geboren. Die Familie ist jüdischen Glaubens, der Vater Gründer der Deutschen Kabelwerke A.G. in Berlin sowie der Union Cable Works in London. Nach dem Schulabschluss arbeitet Elise Hirschmann in Kinderhorten und besucht eine soziale Frauenschule.
Ihr erster Artikel erscheint unter dem Titel „Frauendienstjahr und Berufsbildung“ im November 1915 im Zeitgeist, einer wöchentlichen Beilage des Berliner Tageblatts. In ihren Erinnerungen schrieb Tergit: „In der Nacht, bevor der Artikel erschien, bekam ich tödliche Angst, ich stand auf, zog mich an, aber schon beim Strumpfanziehen wurde mir klar, dass man eine Schnellpresse nicht anhalten kann. Ich erkannte, dass ich zu wenig wusste, und fasste deshalb in dieser schrecklichen Nacht den Entschluss, mein Abitur zu machen und zu studieren.“
1925 schließt sie ihr Geschichtsstudium mit dem Doktor ab. Schon während des Studiums hatte sie wieder mit dem Artikelschreiben begonnen, jetzt allerdings unter Pseudonym (Gabriele hatte sie sich bereits als Kind genannt und „Tergit“ entstand durch die Silbenverkehrung des Wortes Gitter). Am 24. Dezember 1924 engagiert sie Theodor Wolff, der Chefredakteur des Berliner Tageblatts, als Pauschalistin für Gerichtsberichte. Ab 1928 schreibt sie auch für die Weltbühne. Im selben Jahr heiratet sie den Architekten Heinrich J. Reifenberg. Im Herbst 1931 erscheint Tergits Roman „Käsebier erobert den Kurfürstendamm“ bei Rowohlt.
1933 emigriert die Familie nach Palästina und zieht 1938 nach London. Zehn Jahre später wird Gabriele Tergit britische Staatsbürgerin und besucht erstmals wieder ihre Geburtsstadt. Ihr Roman „Effingers“ erscheint 1951 bei Hammerich & Lesser. Die Kritik vergleicht ihn mit den „Buddenbrooks“. Von 1957 bis 1981 ist Tergit Sekretär [sic] des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland. Es erscheinen kleinere Sachbücher von ihr. Am 15. Juli 1982 stirbt sie in London. In Berlin erinnert seit einigen Jahren die kleine Gabriele-Tergit-Promenade parallel zum U-Bahnhof Mendelssohn-Bartholdy-Park an die Autorin und Journalistin.
Neben „Käsebier erobert den Kurfürstendamm“ sind von Gabriele Tergit derzeit folgende Bände erhältlich: Wer schießt aus Liebe? Gerichtsreportagen, 210 Seiten, 12,90 Euro; Frauen und andere Ereignisse. Publizistik und Erzählungen, 226 Seiten, 14,90 Euro; Der erste Zug nach Berlin. Novelle, 187 Seiten, 16,50 Euro, sämtlich herausgegeben von Jens Brüning im Verlag Das Neue Berlin. NAL