Das Papier nicht wert

Düsseldorfer Galerie will mit großem Namen im edlen Echtholzrahmen jetzt bundesweit Kasse machen

Nach dem großen Erfolg mit einer verloren geglaubten Jörg Immendorff-Grafikserie vor zwei Monaten (Kaufpreis: 450 Euro), will die Düsseldorfer Galerie Burkhard Eikelmann zusammen mit der Handelskette Strauss-Innovation jetzt mit Malerfürst Georg Baselitz bundesweit wieder ordentlich Kasse machen.

Doch Vorsicht! Bei dem angebotenen Original-Farbsiebdruck mit einer lächerlich großen 2.000er Auflage, bei Immendorff waren es gerade mal 100 Stück, handelt es sich nicht um ein seriöses Kunstwerk, sondern um eine Original Farbserigrafie auf Büttenpapier. Das ist ein besserer Kunstdruck. Einen dauerhaften Wert am Kunstmarkt (Preis: 98 Euro) stellt ausschließlich der mitgekaufte Echtholzrahmen dar, der aus einer renommierten Werkstatt stammt.

Das hat auch der Sekretär von Baselitz im „Deutschlandfunk“ bestätigt: Der Originalholzschnitt des Künstlers (Wert: 2.800 Euro) wurde als Plakat für die Eishockey WM 1993 verwendet. Bei der unsignierten Restauflage könne von Grafik keine Rede sein. Dem Meister der auf den Kopf gestellten Motive sei die Aktion „vollkommen egal.“

Juristisch ist der Aktion nicht beizukommen. Ein Betrug liegt nicht vor, denn die Angaben sind wahrheitsgetreu. Moralisch sieht das anders aus, impliziert die Art und Weise der Vermarktung und der Präsentation wenigstens unterschwellig einen Hauch von Originalität. Wer allerdings glaubt, für 98 Euro einen echten, handelbaren Baselitz in einer der 83 Strauss-Filialen bundesweit erstehen zu können, ist ein Dummkopf. Ihm bleibt nur der hochwertige Holzrahmen und der Selbstbetrug, ein Kunstsammler zu sein.

PETER ORTMANN