„Kein Schlussstrich, solange noch Ehemalige leben“

Wenn ab Sonntag wieder ehemalige Zwangsarbeiter aus Polen in Köln zu Gast sind, könnte es das vorletzte Mal sein. Ob die Stadt für 2005 Mittel bewilligt, ist unklar. Die Veranstalter wollen unbefristete Weiterführung des Programms

KÖLN taz ■ 24 ehemalige Zwangsarbeiter aus Polen werden am Sonntag in Köln erwartet. Zum 18. Mal lädt die Stadt Menschen ein, die meist als Jugendliche während des 2. Weltkriegs bei Stadt und Kölner Firmen unter härtesten Bedingungen Frondienste verrichten mussten. Für die Betroffenen sei der Besuch ein „wichtiges Erlebnis“, mit dem sie ein „schreckliches Kapitel aus ihrer Jugendzeit“ aufarbeiten könnten, erklärt Werner Jung, der Leiter des NS-Dokumentationszentrums, das die Reisen zusammen mit der „Projektgruppe Messelager“ organisiert.

Damit könnte es allerdings bald vorbei sein. Denn der Rat hat nur noch für eine weitere Besuchsgruppe im September Mittel bewilligt. Ob die Stadt auch im kommenden Jahr – zum 60. Jahrestag des Kriegsendes – noch Geld locker macht, wollen die Politiker erst im Herbst entscheiden, wenn der neue Haushalt diskutiert wird. Dabei hatte der Rat im September 2000 eigentlich beschlossen, das Programm bis einschließlich 2005 mit jährlich 102.000 Euro zu finanzieren. Und das wäre für Jung auch der richtige Zeitpunkt, das Projekt „zu einem guten und runden Abschluss zu bringen“.

Christian Welke von der Projektgruppe Messelager sieht das völlig anders. „Das Programm muss unbefristet weitergeführt werden, solange noch ehemalige Zwangsarbeiter leben, die eine solche Reise auf sich nehmen wollen.“ Seitens der Täter jedenfalls dürfe „kein Schlussstrich unter dieses Kapitel Kölner NS-Geschichte gezogen werden“. Das Thema „Erinnerung, Verantwortung, keine Zukunft?“ will die Gruppe daher am Mittwoch auf einer Veranstaltung mit Politikern und NS-Opfern diskutieren. Susanne Gannott

19.5., 19.30 Uhr, Kleiner Rheinsaal in der KölnMesse