urdrüs wahre kolumne
: Alles bio hier

In Schutz nehmen möchte ich den avisierten Kultursenator Hartmut Perschau vor der anzüglichen Anmerkung im taz bremen-Kommentar, dass er ein bekennender Wurstbrotesser sei. Wieviel Unschuld liegt doch in dieser Leidenschaft, und wieviel Elend wäre dieser Welt erspart geblieben, hätten manche Größen der Geschichte lieber in die Mettwurststulle mit Mostrich gebissen. Und der Job als Kultursenator wäre immerhin ein Beleg für jene Kontinuität im Scheitern, die wir uns als ehrliche Hanseaten zur Vermeidung der hochstapelnden Lachnummer Kulturstadt Bremen nur wünschen können. Mit Perschau gibt’s vielleicht die Übernahme der Titanic-Inszenierung für die irgendwann leerstehenden Großmarkthallen im Hafenquartier – Verbindungen nach Hamburg hat er ja.

„Meine ganze Welt ist kaputt!“ So grundsätzlich jammert mir eine reizende kleine Krabbe von maximal 5 Jahren im Freibad vor. Die ganze Welt kaputt? Es war der große Bruder. Er hat ihren Wasserball-Globus mit einigen Fußballtritten in eine schlaffe Plastikhülle verwandelt, die nur noch sehr verzerrt die Umrisse der Kontinente und Ozeane wiedergibt. Die ganze Welt kaputt – ob da noch Trost sein kann, dass dieses Freibad bald geschlossen wird, um dann als Ort des globalen Untergangs durch sportliche Übertreibung nicht mehr zur Verfügung zu stehen?

Nichts gegen Bauchtanz – und das, obwohl in eher unterhaltungsmäßigen Showeinlagen dieser Kunst keine Protagonistin mit mir im Publikum den preiswerten Gag auslässt, mich als ungelenken Elefanten zu orientalischen Klängen vorzuführen. Alles aber gegen den Unfug, den eine mehrfach zertifizierte Lehrerin des orientalischen Tanzes auf ihrem Faltblatt absondert, um für ihr Seminar zu werben: „Finde durch den Tanz zu deiner Mitte im verwirrenden Taumel des Kosmos zwischen Krieg und Frieden, als universelle Gebärerin immer wieder deiner selbst!“ Für sowas müsste es drei Stunden Modern Talking über Kopfhörer geben, weitere vier für den Hinweis: „Gib auf der Anmeldung an, ob du dich vegetarisch laben willst oder dich mit Normalkost begnügst.“ Irre!

Da hat der Billy Mo sein Leben lang den Onkel Tom für die weißen Massas der Goldkettchen-Branche gemacht, dabei den Bohlens und Schulenbergs dieser verkommenen Gesellschaft mit Tirolerhut und Trompete Millionen eingespielt – und wird doch jetzt als siecher Greis auf Geheiß der Krankenkasse aus der biedersächsischen Spezialklinik verwiesen und in ein Pflegeheim geschickt, das zu bezahlen sich seine Ehefrau kaum leisten kann: Ein tragisches Beispiel zur Mahnung für alle, die sich als Knecht nicht freuen, geht es dem Herrn mal ganz schlecht!

Ach ja, der Bruder Henning vom Bremer Orden des fleisch- und sinnfreien Allerbarmens! Nach der desaströsen Wahlniederlage der CDU tat er einfach alles, um die Verzweifelten zu trösten und den Strauchelnden von Eckhoff bis Neumann aufzuhelfen, wo andere es im schändlichen Hochmut des Siegers auf die Unglücklichen hätten herab pieseln lassen. Was für ein Mensch, dieser Mensch! Und hoffe ich doch, dass die große Sozialdemokratie es auch bei der heutigen Parteitags-Entscheidung zum Koalitionsvertrag an Solidarität mit seinem fast schon göttlichen Auftrag nicht fehlen lässt und ihm durch ein klares Votum Gelegenheit gibt, künftig fern der vermaledeiten Politik sein Werk an Witwen und Waisen im Vollzeitjob des Pensionärs zu vollenden. So traut euch doch, aus lauter Liebe. Es tut ihm gut.

Mit entschiedener Verbitterung entnehme ich dieser Tage eben dieser kleinen Heimatzeitung, dass ein 27-jähriger Mann in Bremen von der Polizei mit einem Müllsack festgenommen wurde, der mit 20 Kilo Marihuana gefüllt war. Wie oft muss man den Menschen dieser Welt noch erklären, dass wertvolle Biomasse nicht in den Müll gehört, sondern höherwertigen Formen der Entsorgung zugeführt werden muss. Sofern die Polizei in ihren begrenzten Räumlichkeiten über keine sinnvollen Formen der Veredelung verfügt, bin ich zur treuhänderischen Übername bereit – erklärt, in biologisch einwandfreier Grundhaltung,

Ulrich
„Biomasse“ Reineking