Warum der beste Satz der Welt von Nena stammt.

Heinrichplatz, Kreuzberg. Ein Auto. Riesiger Krach. Synthi wumm, synthi bumm. Häh?

Anyplace, Anywhere, Anytime.

Irgendwie, irgendwo, irgendwann. Die gute, alte Nena (43).

Immer noch groß. Wieder groß. Fast so groß wie damals. Höre es jetzt wieder ständig. Dann, und natürlich auch wenn Nena Kerner in der Waschmittelwerbung kommt, denke ich an das Risiko- und Erlebnisjahrzehnt 80er und speziell den einsamen Sommer von 85. Die anderen waren ja alle in Nicaragua. In diesem Sommer liebte ich Nena … natürlich längst nicht mehr. Bzw. nur noch heimlich. So heimlich, dass ich es selbst nicht wissen durfte.

Sie war Gesterns Mädchen.

Dafür liebte ich offiziell – mir gegenüber offiziell – ihre kleine Schwester. Oder was ich dafür hielt. Sie war bestimmt das wunderbarste Mädchen dieses Jahres, das sieht man schon daran, dass ich ihren Namen nie vergessen habe. Und auch nicht, was ich alles in sie reinprojizierte. Heute ahne ich: zu viel. Aber schnurz. In dem Sommer verschmolzen sie, Nena und der Song aus dem letzten Winter, zu der alten, großen Sehnsucht. „Fliegen Motten in das Licht, genau wie du und ich“. Das Assoziative, das indirekt Logische, das Interpretationsoffene: Heute würde man es vermutlich emotionale Syntax nennen.

Aber das wollte ich gar nicht erzählen. Sondern, dass auch dieser Sommer natürlich nur ein weiterer des Biersaufens gewesen wäre. Wenn es nicht inmitten des üblichen Pakets von Jugend, Unsicherheit, Keine-Ahnung-Haben und dessen Abgleichung in der Popmusik den einen klaren Satz in „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ gegeben hätte.

„LIEBE WIRD AUS MUT GEMACHT.

Ich dachte einen Sommer lang nach und denke noch heute: Da stimmt wirklich alles. Das ist der beste Satz der Welt.

Übrigens hat der Satz schon im Sommer des darauf folgenden Jahres mein Leben verändert.

Ich kann nur hoffen, deines auch.

PETER UNFRIED