Quote für Ausländer im Wohnheim

Günstige Studi-Buden sind knapp. Besonders ausländische Studenten sind darauf angewiesen. Auf deren Nöte gibt das Bremer Studentenwerk im just erweiterten Europa eine eigene Antwort: Studienanwärter kriegen keine Zimmer

bremen taz ■ So richtig willkommen durften sich AusländerInnen beim Bremer Studentenwerk noch nie fühlen: Wer die Internetseite des Bremer Studentenwerks anklickt, um schon von der fernen Heimat aus Ankunft und Wohnung zu organisieren, kommt nicht einmal mit Englisch oder Französisch weiter. Es gibt die Web-Site nur auf Deutsch. Seit April entspricht dieses Gebahren auch der Vergabepraxis von Wohnheimplätzen an Studienanwärter.

Wer vor dem offiziellen Studienbeginn erst einen Sprachnachweis erbringen und deshalb über mehrere Monate hinweg Sprachkurse besuchen muss, bekommt beim Studentenwerk künftig kein Zimmer mehr. Diese Neuregelung hat der Chef des gemeinnützigen Studentenwerks, Heinz-Ludwig Mohrmann, gestern den Abgeordneten der Wissenschaftsdeputation bestätigt.

„Diese Entscheidung des Studentenwerks ist aus der Not geboren“, sagte im Anschluss an die Sitzung die SPD-Deputierte Gerlinde Berk. Zuvor hatte Studentenwerkchef Mohrmann dargelegt, dass die rund 920 nichtdeutschen MieterInnen dem Studentenwerk „überproportional“ Probleme wie Mietrückstand und unverhofften Auszug bereiteten. Seine Antwort: Auf die Wartelisten für die begehrten 1.400 Zimmer zum Preis von rund 230 Euro kommen nur noch Ausländer mit Studienplatznachweis oder internationale Austauschstudenten.

„So darf die internationale Ausrichtung von Wissenschaft und Forschung in Deutschland nicht aussehen“, kritisierte die Grünen-Bildungspolitikerin Silvia Schön: Diese angehenden Akademiker bräuchten Unterstützung statt Ausgrenzung. Schön, die selbst in Frankreich studiert hat, appelliert: Das Studentenwerk sei der quasi natürliche Ansprechpartner gerade für junge Menschen in der Studienvorbereitung. Nachdenklich stimme zudem die Ankündigung Mohrmanns, dass sich die Wohnraumlage auch mit der Fertigstellung eines neuen Wohnheims im Winter 2006 nicht entspannen werde. In der Deputation habe er gesagt, dass künftig höchstens jedes zweite Zimmer an Ausländer vergeben werde.

„Fatal und unsäglich“ nennt auch die zweite Vorsitzende des AStA der Universität Bremen, Stefanie Hinneke, die neue Vergaberegelung. Über Jahre sei offensichtlich versäumt worden, ausreichend Wohnraum bereitzustellen. „Diese Schieflage darf nun nicht auf dem Rücken von ausländischen Studienanwärtern ausgetragen werden.“ Das Studentenwerk war gestern für eine Stellungnahme nicht mehr zu erreichen.

Für eine länger anhaltende Schieflage sprechen unterdessen die Fakten: Während in anderen Bundesländern zwölf Pozent der StudentInnen in Wohnheimen unterkommen, sind es in Bremen nur vier. Entsprechend hoch war bislang die Quote ausländischer MieterInnen, die die Mieten am privaten Markt schon wegen des internationalen Währungsgefälles kaum zahlen können – wenn sie dort ein Zimmer fänden. Entsprechend liegt der Anteil nicht-deutscher Mieter in Bremer Studentenwohnheimen bei derzeit rund 60 Prozent.

Spannend dürfte unterdessen werden, wie sich der AStA der Universität verhält. Dessen Vorsitzender Tim Cordßen hatte – in seiner Eigenschaft als SPD-Deputierter – den Tagesordnungspunkt „Wohnsituation“ während der Deputationssitzung weitgehend schweigend verfolgt. ede