Tunnel am Ende des Lichts

Noch-Bundeskanzler Gerhard Schröder winkt angeblich ein lukrativer Job bei der Bankgesellschaft Citigroup in New York. Hoffnungen auf ein schönes Leben nach der Macht sollte er sich keine machen

VON ARNO FRANK
UND PATRIK SCHWARZ

Sie meinen, Sie sind am Ende, Gerhard Schröder?

Sie denken ans Aufhören?

Sie wissen gar nicht, was für ein Elend Ihnen noch bevorsteht.

Keine Koalitionskrise kann so trostlos sein wie Ihr Leben ohne Macht.

Und verlassen Sie sich bloß nicht auf Ihr volles, braunes Haar, Ihre blauen Augen oder Ihre Freunde in der Wirtschaft: Life after politics sucks!

Acht abschreckende Beispiele von Menschen, für die gilt: Nur weil sie so hoch gestiegen sind, konnten sie so tief fallen.

1. Bill Clinton (Präsident): So ein toller Präsident, war ohne Vater wie Sie, war ohne Vision wie Sie, aber hatte immer tolle Frauen an der Seite wie Sie. Doch dann: Ohne Macht ist er zur Vortragshure verkommen, die Industrie zahlt, Bill kommt. Jetzt ist er der Rudolf Scharping der Weltpolitik – in Erinnerung bleibt nur die Frau. Wollen Sie das?

2. Helmut Schmidt (Bundeskanzler): Wer ist wem die größere Strafe? Der Zeit-Herausgeber seiner Redaktion oder die Redakteure dem Exkanzler? Er braucht sie wirklich nicht, die Jungspunde, und ihre verrückten Ideen erst recht nicht. Wenn jemand weiß, was neu ist in der Welt, dann Helmut Schmidt. Schließlich verfolgt er das Neue schon seit 80 Jahren.

3. Willy Brandt (Bundeskanzler): Ja, Sie sind der schönste Kanzler seit Willy. Gehört auch nicht viel dazu, wenn man sich die Männer dazwischen anschaut. Doch blaue Augen retten nicht vorm Alters-Blues. Und wenn August Bebel Sie zu sich gerufen hat, räubert Doris das Familienalbum und verhökert die Schnappschüsse.

4. Wilhelm II. (Kaiser): Kennen Sie das kurze Filmchen in Schwarz-Weiß, wo der Kaiser 1940 Holz hackt im Exil? Erst denkt man, der Film ruckt, doch es ist der Kaiser: hack, hack, hack – immer drauf aufs Klötzchen, der Klapsmühle entgegen. Einziger Trost: Sie haben immerhin zwei voll funktionstüchtige Arme, der Wilhelm hatte nur einen.

5. Napoleon Bonaparte (Kaiser): Ein großer Europäer, dieser kleine Korse. So groß, dass ihn seine europäischen Partner nach diversen Comebackversuchen auf ein einsames Eiland im Südatlantik expedierten. Aber keine Sorge: Damals wurden noch andere Kriterien angelegt als nur die von Maastricht.

6. Michail Gorbatschow (Staatschef): Tingelt heute durch Talkshows und kann sogar als Überraschungsgast für Geburtstagsfeiern gebucht werden. Dabei war der Mann mal Chef einer Supermacht, bis er beim Kassensturz merkte: Moment mal, wir sind ja völlig pleite! Kommt Ihnen bekannt vor? Sollte es auch.

7. Bettino Craxi (Ministerpräsident): Tiefer als dieser sozialdemokratische italienische Ministerpräsident sank keiner: Kaum abgewählt, entzog er sich 1995 einem Korruptionsverfahren kurzhand durch Flucht nach Tunesien. Ein Römer, der sich ausgerechnet in Karthago verkriecht! Dort machte er sich bis zu seinem Tod auch noch mit „künstlerischen Arbeiten“ – Fotografien, Lithografien, Keramiken – nach Kräften lächerlich. Bitte ersparen Sie uns das.

8. Ludwig XVI. (König): Nein, nein, an Bürger auf Barrikaden, gescheiterte Fluchtversuche in der Postkutsche und rollende Köpfe wollen wir jetzt gar nicht denken.