Zum Star nicht geboren

Das Bremer Papageienschutz-Centrum verhindert den Barockoper-Auftritt eines Papageien im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier. Auch aus der TV-Serie „Marienhof“ holten die Bremer Tierschützer einen Papageien heraus

Es hatte eine poetische Szene werden sollen: Der kühne Ritter Renaud, gerade der mächtigen Armide entflohen, hat Liebeskummer. Sein Herz schüttet er einem Papageien aus, tritt in einen Dialog mit ihm, verzauberte Welt. Die Szene stammt aus W.C. Glucks Oper „Amide“, die im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier derzeit in den Endproben steckt. Am 5. Juli ist Premiere, bis dahin soll alles stimmen, und doch sind schon jetzt Abstriche zu machen: Es wird in der Szene keinen Papageien geben – zumindest keinen lebendigen.

Verhindert hat den Papageien-Einsatz das Bremer Papageienschutz-Centrum. Im Internet habe man die Papageien-Suchannonce des Theaters gesehen, berichtet der Vorsitzende des Papageienschutz-Centrums, Hans-Hermann Braune. „Daraufhin habe ich die Theaterleitung aufmerksam gemacht, dass das gegen den Tierschutz verstößt, und mit einer Anzeige gedroht.“ Denn Papageien „sind sehr sensibel, sie reagieren auf Belastungen schnell mit Stress. Lautes Klatschen, laute Musik und grelles Scheinwerferlicht, und das über Wochen“, seien ganz und gar gegen das „Wohl der Papageien“, so Braune.

Braune benennt den Paragraphen 3, Absatz 6 als Rechtsgrundlage für seine Intervention und berichtet von einem der Hauptprobleme, nämlich der „Darstellung von Papageien im Fernsehen“. „Nur aus Attraktionsgründen“ kämen Papageien da vor, dazu völlig falsch gehalten, mit dem Effekt, dass „die Zuschauer denken: Im Fernsehen wird‘s so gezeigt, also können wir die Papageien auch so halten.“ Ein Beispiel sei die Serie „Marienhof“ gewesen. Braune schaltete sich beim „Marienhof“ ein – und hatte Erfolg.

Ebenso wie beim Gelsenkirchener Theater im Revier. Dort war man „überrascht“, sagt aber: „Wir verzichten auf den Papageien“, so Heide Koch von der dortigen Marketing-Abteilung. Zwar habe man den Papageien-Einsatz vorher beim Veterinäramt angemeldet und von dieser Stelle zunächst keine Bedenken gehört, aber man wolle nichts riskieren. Als Ersatz wird Ritter Renaud nun einen Plüsch-Pagageien ansingen. Klaus Irler