Die Show von „Komik-Ali“ geht weiter

Iraks Exinformationsminister al-Sahhaf will sich den US-Truppen gestellt haben, die hätten ihn aber freigelassen

KAIRO dpa/taz ■ Der durch seine grotesken Lageeinschätzungen während des Irakkrieges bekannt gewordene frühere irakische Informationsminister Mohammed Said al-Sahhaf ist am Donnerstag erstmals wieder im arabischen Fernsehen aufgetaucht. Den Sendern al-Arabia und Abu Dhabi TV sagte der 63-Jährige, er habe sich nach einer Vermittlung durch Freunde den US-Truppen in Bagdad gestellt, sei aber nach einem Verhör wieder freigelassen worden. Das US-Zentralkommando in Katar wollte die Angaben nicht bestätigen. „Wir haben ihn nicht, und es gibt keine Informationen von unseren Leuten vor Ort, die seine Berichte bestätigten,“ sagte eine Sprecherin der britischen BBC.

Al-Sahhaf sagte, er habe keinen Kontakt mehr zum gestürzten Präsidenten Saddam Hussein oder anderen Mitgliedern der früheren irakischen Führung. Er sei nie ein Teil des inneren Machtzirkels gewesen, vielmehr habe er nur professionell seinen Job gemacht. US-Medien hatten dem Minister, der durch seine Fernsehauftritte im Westen zu einer Kultfigur wurde, die Spitznamen „Komik-Ali“ oder „Saddams Optimist“ gegeben. Eine Internetwebseite mit seinen absurdesten Sprüchen brach am Eröffnungstag wegen zu großer Nachfrage zusammen. Selbst US-Präsident Bush charakterisierte al-Sahhaf gegenüber dem Sender NBC als „great“.

Al-Sahhaf, der sich ohne sein gewohntes Barett und mit gänzlich weißem Haar zeigte, sprach von den Amerikanern im Irak, die er während des Krieges als Zwerge, Gauner, schändliche Würmer, Ungläubige oder Feiglinge bezeichnet hatte, nun als „den Verantwortlichen“. Seinen von den Presseauftritten während des Krieges international berühmt gewordenen pathetischen Tonfall hat al-Sahhaf aber dennoch nicht ganz abgelegt. „Die Zeit wird die Geschichte schreiben und zeigen, was damals wirklich geschehen ist“, sagte er über die letzten Stunden vor dem Fall von Bagdad. Er selbst sei damals von der Richtigkeit seiner Informationen überzeugt gewesen, fügte der durch die Ereignisse der vergangenen Wochen sichtlich mitgenommene Exminister hinzu.

Al-Sahhaf hatte noch kurz vor dem Fall Bagdads der Weltöffentlichkeit erklärt, die Angreifer USA und Großbritannien würden vernichtend geschlagen. Der Exminister steht nicht auf der US-Liste der 55 meistgesuchten ehemaligen irakischen Regimemitglieder. Das Pentagon hatte einen Bericht der britischen Zeitung Daily Mirror vom Mittwoch über seine vorübergehende Festnahme nicht bestätigt.

Die jetzigen Interviews mit dem Exminister wurden nach Angaben der beiden Fernsehsender im Wohnzimmer eines Privathauses in einem Vorort von Bagdad geführt. Al-Arabia hatte dem Exminister wegen seiner Rhetorikkünste schon zuvor einen Arbeitsplatz in seiner Redaktion angeboten. Bereits im April hatte eine in London ansässige arabische Zeitung berichtet, al-Sahhaf versuche, sich den US-Behörden zu stellen. Die weigerten sich aber, ihn zu verhaften. HAN