Angst vor der Anzeige

Hohe Dunkelziffer bei Angriffen auf Homosexuelle. Grüne fordern deswegen mehr Projekte gegen Homophobie

Bei der Gewalt gegen homosexuelle Menschen in Berlin gibt es nach Einschätzung der Polizei eine sehr hohe Dunkelziffer. Das sagte Kriminalhauptkommissar Uwe Löher, der bei der Polizei für das Thema zuständig ist, am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. 2007 habe der Polizeiliche Staatsschutz 43 Fälle von „Hasskriminalität“ gegen schwule Männer oder lesbische Frauen erfasst. Diese Zahl gebe aber nur einen Teil der bekannten Taten wieder und sei schon daher keineswegs repräsentativ. Es gebe außerdem noch „ein sehr hohes Dunkelfeld“, sagte Löher bei einer Anhörung im Ausschuss zu einem von den Grünen geforderten Aktionsplan gegen Homosexuellenfeindlichkeit.

Löher betonte, sehr viele Opfer würden keine Anzeige bei der Polizei erstatten. Die Täter seien meistens junge Männer. Zur Bekämpfung dieser Kriminalität sei es nötig, „die Aufmerksamkeit zu schärfen“.

Bastian Finke vom Maneo-Überfalltelefon berichtete, 90 Prozent der Männer und Frauen, die angepöbelt oder angespuckt würden, gingen nicht zur Polizei. Auch bei Körperverletzungen würden die Opfer in mindestens 30 Prozent keine Anzeige erstatten. Die Zahlen stammten aus Umfragen des Vereins. Das Antigewaltprojekt wurde 1990 gegründet und erfasst Fälle von schwulenfeindlicher Gewalt und Diskriminierung. Die Daten werden regelmäßig ausgewertet. Betroffene finden täglich zwischen 17 und 19 Uhr Hilfe unter der Telefonnummer 2 16 33 36.

Die Grünen fordern in ihrem Aktionsplan, Projekte gegen Homosexuellenfeindlichkeit besser zu unterstützen. Überfälle und Angriffe müssten konsequent verfolgt und schneller bestraft werden. An Schulen und Kitas sollten die Kinder und Jugendlichen besser über Homosexualität aufgeklärt werden. Islamischen Einrichtungen und Glaubensgemeinschaften sollte klargemacht werden, dass Glaubensfreiheit da ende, wo die Freiheit anderer Menschen eingeschränkt werde. DPA