Vorteil verschlafen

Nach der Niederlage in Frankfurt ist der VfL Bochum zum Erreichen des Uefa-Cups auf fremde Hilfe angewiesen

FRANKFURT taz ■ Nach dem Abpfiff war die Stimmung bei den 5.000 VfL-Fans eher übel als verhalten. Zu groß war die Enttäuschung über die leichtfertig verspielte Ausgangsposition. Der VfL Bochum hatte bei der Eintracht aus Frankfurt mit 2:3 verloren und somit die Uefa-Cup-Qualifikation leichtfertig aus der Hand gegeben. Immerhin wich der wilde Mix aus Enttäuschung, Resignation und Wut mit zunehmender Zeit dem Gefühl der Zuversicht und des Trotzes. „Wir schaffen es“, war am Ende der Nenner auf den sich die Anhänger einigten. Dennoch: Nach der Niederlage ist man im Kampf um Platz fünf auf einen Ausrutscher von Borussia Dortmund angewiesen – einen positiven Ausgang des Heimspiels gegen Hannover vorausgesetzt: Der BVB hat einen Punkt Vorsprung, und das schlechtere Torverhältnis.

Diese Rechnereien hätten sich die Bochumer durchaus sparen können, wenn sie in Frankfurt nicht erst nach 20 Minuten mit dem Fußballspielen begonnen hätten. Zu diesem Zeitpunkt lagen sie bereits mit 0:2 in Rückstand. Der Vorteil wurde verschlafen. „In der Anfangsphase waren wir heute nicht auf dem Platz“, stellte Dariusz Wosz fest. Der Bochumer Kapitän war auch in Frankfurt wieder der beste Spieler seines ansonsten lethargisch wirkenden Teams. Wosz sorgte kurz nach dem Wechsel für den Ausgleich, der allerdings nur wenige Minuten hielt. Nach einem Freistoß mit anschließendem Übersichtsverlust der Bochumer Abwehr erzielte Ioannis Ammanatidis den Siegtreffer.

„Letztlich haben wir durch zwei Standardsituationen das Spiel verloren“, machte Dariusz Wosz die sonstige Stärke als spielentscheidende Schwäche aus. Dennoch sei er sicher, dass die Mannschaft „keinen Knacks“ bekommen hätte. Bei Wosz war dies schon während der Partie zu bemerken. Er war der Einzige, der in diesem Nachmittag die Voraussetzungen brachte oder bringen konnte, sich gegen die drohende Niederlage zu wehren. Immer wieder versuchte er Fans und Mitspieler mit Worten und Gesten aufzuputschen – vor allem bei den Spielern war es vergebens: Raymond Kalla konnte der Abwehr keine Sicherheit geben, Philip Bönig war defensiv überfordert und Peter Madsen machte sein schlechtestes Spiel im Bochumer Dress. Vor dem ersten Gegentreffer spielte er einen üblen Fehlpass, beim 0:2 ließ er seinen Gegenspieler einköpfen. Seine beiden Großchancen vergab er lässig.

VfL-Trainer Peter Neururer sah dennoch Positives. „Wir haben, nachdem wir in den ersten 30 Minuten nicht stattgefunden haben, in der Folge gezeigt, warum wir zu Recht da oben stehen.“ Dass die Eintracht in den letzten 30 Minuten das Spiel nach vorne eingestellt hatte, der VfL aber nichts daraus machte, blieb ihm verborgen. „Ich bin optimistisch, dass wir im ausverkauften Ruhrstadion am Samstag ein echtes Endspiel sehen werden“, sagte Neururer, „und wir gegen Hannover gewinnen.“ Zum großen Glück fehlt dann nur noch ein Punktverlust von Borussia Dortmund in Kaiserslautern.

Dabei könnten sich schon bereits jetzt zwei Bochumer Neuverpflichtungen für die kommende Saison bezahlt machen. Die Lauterer Vratislav Lokvenc und Aleksander Knavs wollen sich mit Sicherheit nicht als Absteiger vom Betzenberg verabschieden, vor allem aber im nächsten Jahr international spielen und nicht auf ihren sommerlichen Urlaub verzichten, der durch den UI-Cup gefährdet wäre. HOLGER PAULER