schim– an– eck
: Vom Mysterium des Bierschaums

Vor einigen Tagen sah ich im TV einen Veltins-Spot, in dem auch Rudi mitspielte. Aber wat dat Ganze bedeuten sollte, is mir bis heute ein Rätsel. Bezog sich dat eventuell aufs hundertjährige Vereinsjubiläum oder war dat irgendwat Religiöses, wodrauf die bei Nullvier auch immer stolz sind. Und so lief der Spot ab:

Medium wide shot: Rudi sitzt mit seiner Soccertussi auf dem Sofa und schaut mit ihr Tivi. Kaum Bewegung. Stoned picture. Nach einiger Zeit nuschelt er ihr was zu. Klingt wie: Homma – lomma – komma Bier oder so ähnlich. Sie tigert sofort los. Close up: Öffnet den Kühlschrank, entnimmt eine Bierpulle, setzt sie an den Hals, zieht eine paar kräftige Schlucken, stellt die Pulle wieder zurück und klappt zu. Plötzlich wird das Fernsehbild mit schaumiger Kotzlülle komplett zugespritzt, die in breiten Fäden nach unten abschliert. Schnitt. Wieder wide shot mit Rudi. Seine Tusnelda kehrt mit leeren Händen aus der Küche zurück und kuschelt sich zu ihm aufs Sofa. Beide hängen wieder an der Glotze. Schnelle Abblende.

Ja, und weiter? Das konnte doch wohl nicht das Ende sein. Kein Spot ohne Plot! Wie war denn der Bierschaum auf die Scheibe gekommen? Oder war dat gar kein Bierschaum, sondern Sperma oder sowat. Und wer hatte das so schnell da hinfabriziert? Rudi jedenfalls nicht. Den interessierte sowas nicht mehr, der soff nur noch. Und warum hatte ihm seine Braut kein Bier aus der Küche mitgebracht? Wollte sie ihn heimlich auf weniger Konsum setzen? Oder war er bereits schon abgefüllt? Und was war mit ihr? Hing sie etwa auch an der Flasche? Im Spot erschien es jedenfalls so... Alles Fragen über Fragen, auf die man nie eine ehrliche Antwort kriegen würde. Im Wein liegt Wahrheit, im Bier jedoch Lüge, Tücke, Täuschung und Verrat. Prost.

JÜRGEN SCHIMANEK