zwischenruf
: Im Malersaal:

Gitter, irgendwo

Der 1970 geborene irische Autor Martin McDonagh hat mit Der Kissenmann ein Stück über Gewalt und Gegengewalt, über Rache, Moral und Folter geschrieben, das aktueller – und zeitloser –- nicht sein könnte. Im Malersaal verlegt Regisseur Nils Daniel Finckh den ursprünglichen Schauplatz, eine Polizeiwache in einem totalitären Regime, in einen vergitterten Raum, der irgendwo in einem fiktiven Staat ohne definierte Gesellschaftsordnung angesiedelt ist. Klar ist nur: Es gibt einen Angeklagten, den Schriftsteller Katurian (Marek Harloff), dessen Horrorgeschichten über misshandelte Kinder bis aufs Haar tatsächlich verübten Mordfällen gleichen. Eine beklemmende Inszenierung auf klaustrophobisch sich verengender Bühne, die auf Effekte verzichtet und trotzdem tief unter die Haut geht. Sie zeigt, wie Demütigungen in der Kindheit zu Gewaltphantasien und Gewalttaten führen, ohne dabei ins Groteske oder Komische auszuweichen. Eine ausführliche Besprechung folgt morgen.

Karin Liebe