Der Geheimtipp als Aushängeschild

Zwei große Orchesterwerke in einem Konzert der Hochschule für Künste

Die Semesterabschlusskonzerte der Hochschule für Künste werden bald kein Geheimtipp mehr sein. Denn wieder wagten die StudentInnen unter der ungemein einfühlsamen und anfeuernden Leitung von Stefan Geiger die Wiedergabe einer der ganz großen Sinfonien. Letztes Jahr war es Hector Berlioz „Symphonie fantastique“, jetzt Franz Schuberts große Achte, die mit über einer Stunde Aufführungsdauer allerhöchste Ansprüche stellt.

Solche Aufführungen sind das Aushängeschild einer Musikhochschule, umso mehr, wenn sie so gelingen wie hier. Bewundernswert die Homogenität in den Stimmgruppen, die Klangproportionen zwischen Bläsern und Streichern, die Genauigkeit der Gesten und die überzeugende Dramatik, bewundernswert auch der Mut zum Risiko. Schade nur, dass Geiger für das berühmte Problem des Übergangs von langsamer Einleitung zu schnellem Hauptsatz unbesehen die Lösung Furtwänglers mit den falschen Accelerandi übernimmt.

Den Anfang hatte Igor Strawinskis Pulcinella-Suite gemacht, jene originelle Auslegung einer Musik von Pergolesi, in der alles anders ist, als das Vorbild, und dieses doch stets erkennbar. Das Werk erklang mit der richtigen Wucht, Orchestervirtuosität und augenzwinkernder Pfiffigkeit.

Ute Schalz-Laurenze