Das Image wird teuer

Eine Studie des KVR bestätigt der Route der Industriekultur einen hohen Bekanntheitsgrad in der Republik. Doch die Zukunft sieht nicht rosig aus

„Was mich ärgert: Die Menschen fahren nach Sansibar, haben aber noch nie den Tetraeder in Bottrop besucht.“

VON PETER ORTMANN

Das Image des Ruhrgebietes hat sich gewandelt. Zumindest bei seinen Bewohnern. Doch je weiter der Betrachter entfernt ist, desto klebriger bleiben die ehemaligen Industriegüter Kohle und Stahl im Gedächtnis haften. Immer noch denken fast 50 Prozent der Bundesbürger an rauchende Schlote, wenn sie zur Region an der Ruhr befragt werden. Doch die restaurierten Industriekultur-Denkmäler der Region werden immer mehr zu überregionalen Tourismus-Magneten, die diese Fehleinschätzung weiter korrigieren.

Der Kommunalverband Ruhr (KVR) hat gestern das Zahlenwerk einer Telefon-Umfrage bekannt gegeben, die bundesweit und repräsentativ nach dem industriekulturellen Image der Region geforscht hat. Das Ergebnis ist überraschend positiv. 75 Prozent der Ruhrgebiets-Bürger kennen inzwischen die 400 Kilometer lange Route der Industriekultur. Auch bundesweit konnte der Bekanntheitsgrad verdoppelt werden. Jeder fünfte Bürger in Deutschland weiß heute Bescheid. KVR Verbandspräsident Gerd Willamowski ist zufrieden. Damit seien aus den Stätten der Arbeitslosigkeit Orte der Kultur geworden, sagte er in Essen.

Aber die Zukunft sieht für die Baumonumente der Kohle- und Stahlaera nicht rosig aus. Die Finanzierung der Industriekultur-Route ist noch nicht gesichert. Sorgen bereitet Willamowski besonders die Ausstiegsklausel für die Kommunen im neuen Gesetz über den Regionalverband Ruhr (RVR), der Ende nächsten Jahres den KVR ablöst. Zur Zeit werde mit dem Land verhandelt, wie die Finanzierung in den nächsten Jahren aussehen könnte. „Der Erhalt der Industriekultur ist eine regionale Pflichtaufgabe“, sagt der Präsident des ehemaligen Siedlungsverbandes und könne nur über die monetäre Umlage der Kommunen in den neuen RVR gesichert werden. Doch denen ginge es schlecht und damit stiege die Gefahr, dass sich einige aus dem Verband verabschieden werden, um Geld zu sparen. „Dann ist alles kaputt“, Willamowski ärgert sich, dass die Pflicht zum Erhalt nicht ins Gesetz eingeschrieben wurde. Auch dass der NRW-Innenminister einer Kündigung zustimmen müsse, sei kein Hoffnungsschimmer, da dieser die Vertragsauflösung mit der Kommune nicht verhindern könne. Das sei einfach eine Null-Option.

Dabei hat Kultur für alle Kommunen im Revier deutschlandweit einen hohen Stellenwert. Das Deutsche Bergbau Museum ist überregional immer noch am bekanntesten, es hat unter den touristischen Werbekampagnen nicht gelitten, sondern partizipiert. Auf den Plätzen liegen der Gasometer in Oberhausen, die Villa Hügel und die Zeche Zollverein in Essen.

Intern ist das Image der Kulturregion ausgeschöpft. „Viel mehr als die 75 Prozent Bekanntheitsgrad können wir kaum erreichen“, sagt Reinhold Budde, der das Projekt der Industriekultur-Route leitet. Der Rest der Menschen sei einfach nicht daran interessiert.