... sind möglich. Jetzt!

Was geschieht mit Kunst, auf die die dreißigfache Schwerkraft wirkt? Oder bei g = 0 ? Bremer Antworten

„Ich weiß nicht, wer noch was sagen will“, sagt der Künstler. Und will sein Video starten. Doch da hat er die Rechnung ohne Bremens Kulturstaatsrätin gemacht. Schließlich hat sich Elisabeth Motschmann eigens in das Zentrum für Angewandte Raumfahrttechnologie begeben, um auf die Bedeutung von Thomas Kunz‘ Videoarbeit für die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas aufmerksam zu machen.

Dabei weist dessen Werk noch wesentlich weiter. Nichts weniger als die Gattung der Weltraumkunst wollte der Schweizer eben aus der Taufe heben. Kunst, die der Schwerelosigkeit ausgesetzt wird. Zumindest der künstlichen, simuliert im hiesigen „Fallturm“. Nach den Worten dann das Ereignis. Verarbeitet zum Video. Unterlegt mit Dramat-Akkorden und subwoovenden Schwummerbässen. Man sieht: die Ruhe vor dem Fall. Ein papierenes, mehrstreifiges Kunstwerk, umschlossen von der Versuchskapsel. Seinerseits beobachtet von Videoaugen. Abwärts!

145,5 Meter tief. Die Streifen erzittern, wippen, richten sich auf – dann der Aufprall, jetzt wirken erbarmungslose 30g auf die Kunst. Ein g, das sind 9,81 Meter pro Quadratsekunde. Die vervielfachte Gravitation macht aus den keck aufstrebenden Streifen schlappe Gehänge.

„Das war für ihn sehr anstrengend“, sagt Fallturmchef Hans J. Rath. Unvermeidbar, wenn man der Kunst eine neue Dimension beschert. Möglicherweise vergleichbar mit der Eroberung der Räumlichkeit in der Renaissance. Das Video ist vorbei. „Jetzt habe ich das Wort“, sagt Kunz. „Aber ich will gar nicht viel sagen.“ HB