Ökostrom leicht und billig

Hessischer Versorger bietet CO2-freien Strom billiger als HEW-Atomstrom an, gehört aber selbst zu 50 Prozent dem Atomstromkonzern RWE

In Hamburg gibt es jetzt wieder Ökostrom, der billiger ist als der konventionelle HEW-Strom im klassischen Tarif. Der Anbieter, das hessische Überlandwerk Groß-Gerau (ÜWG), erfüllt allerdings nur ein Minimalkriterium für Ökostrom: Seine Energie entstammt zu 100 Prozent aus erneuerbarer Quelle – österreichischer Wasserkraft. Investitionen in neue Ökokraftwerke werden nicht garantiert. Überdies gehört die ÜWG zur Hälfte dem westdeutschen Atomstromer RWE.

„Wir sehen die Liberalisierung des Strommarktes als Chance zu wachsen“, sagt Vertriebsleiter Jürgen Rauschkolb. Seit 1998 hat das Energieversorgungsunternehmen zusätzlich zu seinen 170.000 regionalen Kunden 22.000 Neukunden hinzugewonnen. „Über den Preis ist es relativ einfach“, sagt Vertriebsleiter Rauschkolb.

Für den teuren Ökostrom seiner Firma hätten sich in dieser Zeit nur 42 Kunden entschieden. Die ÜWG überträgt ihr Discount-Prinzip daher jetzt auf ihren CO2-freien Strom. Pro Kilowattstunde kostet ÜWG‘s „Prima Klima“ bloß 0,4 Cent mehr als der konventionelle ÜWG-Strom. Eine vierköpfige Familie mit einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden spart damit gegenüber dem klassischen HEW-Tarif 13,03 Euro im Jahr, gegenüber dem HEW-Öko-Angebot „Newpower“ 64,48 Euro. Der neue, konventionelle HEW-Tarif „future“ ist 23,72 Euro billiger.

Der HEW-Ökostrom kostet mehr, weil er mehr bietet als ÜWG‘s „Prima Klima“: Die HEW haben sich verpflichtet, mindestens die Hälfte des umweltfreundlichen Stroms in neuen, eigenen Anlagen zu erzeugen, während ÜWG zwar auf TÜV-zertifizierte aber bestehende Anlagen zugreift. Beide Angebote sind allerdings mit dem Makel einer engen Verflechtung mit der Atomindustrie behaftet. Der HEW-Mutter Vattenfall Europe gehören große Anteile der Atomkraftwerke rund um Hamburg. Die RWE betreibt die Atommeiler in Biblis, Gundremmingen und im Emsland. „Wir sind komplett eigenständig in unseren Entscheidungen“, versichert Rauschkolb unter Verweis auf die Fifty-Fifty-Eigentümerschaft der Stadtwerke Mainz und der RWE. Gernot Knödler

Bei einem Vergleichstest des Bundes der Energieverbraucher landeten die Ökostromer EWS Schönau, Greenpeace Energy und Lichtblick auf den ersten drei Plätzen. www.netzwerk-regenbogen.de/oekostrom040307.html