rechnungshof rügt bvg
: Abgründe tun sich auf

Vor einigen Wochen hat Finanzsenator Thilo Sarrazin das Tempodrom mit einem alten Auto verglichen. Wenn man da erst mal anfange, auf eine Roststelle zu klopfen, komme ein immer größeres Loch zutage. Was den Senator damals dazu brachte, das Temprodrom in Konkurs gehen zu lassen. Nach der neuesten Rüge des Rechnungshofs liegt es nahe, diesen Vergleich auch auf die BVG anzuwenden, die landeseigenen hoch subventionierten Verkehrsbetriebe.

KOMMENTARVON STEFAN ALBERTI

Denn schon wieder steht schwarz auf weiß, dass bei der BVG zumindest stellenweise das Geld trotz aller Miesen noch locker sitzt. So schön es für die Beschäftigten, BVG-Ruheständler und ihre Ehepartner ist, kostenlose oder ermäßigte BVG-Tickets zu bekommen, so unverständlich ist das angesichts der Misere des Unternehmens. Wer jährlich aus Steuergeldern 420 Millionen Euro Zuschuss braucht, der sollte nicht 15,5 Millionen verschleudern. Über Fahrkarten für Beschäftigte ließe sich ja noch streiten. Aber wieso sollen Pensionäre und Anhang gratis mitfahren?

Erst Anfang März war durchgesickert, dass der Rechnungshof in einem vertraulichen Papier Gehälter bei der BVG als überhöht kritisierte. Und wie beim rostigen Auto ist es mehr als wahrscheinlich, dass die erneute Rüge nicht der letzte Problemfall bleiben wird. Selbst wenn die BVG reagieren sollte: Ihre Lage war schon im Jahr 2002, auf das sich der Bericht bezieht, desaströs. Dennoch fehlte das Bewusstsein, das man auf Kosten der Öffentlichkeit lebte.

Dieses Bewusstsein aber muss sich so schnell wie möglich einstellen. Passiert das nicht, ist das beste Munition für diejenigen, die die BVG für nicht reformfähig halten. Die sie – gleich anderen zentralen Versorgungsbetrieben wie Kliniken und Stadtreinigung – so schnell wie möglich verkaufen wollen. Das zu ändern haben die BVG und ihre 14.000 Mitarbeiter selbst in der Hand. Der Rechnungshof wird weiter ein Auge darauf haben.

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